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Oberilalien
Venediger
Schule.
dern wenige Jahre. ln S. Franeesco zu Padua ist ein graues
Bild von ihm, das Paradies, welches eben dadurch fast jede
Spur von Colorit verloren hat. Hier endet der Ruhm, den ihm
Boschini znsehreibt, dass er mit vier Pinselstrichen in Er-
staunen gesetzt habe; eine Warnung für allzufertige Künstler!
lhre Gemälde gleichen gewissen Kindern, die, von ungesunden
Aeltern geboren, zuweilen in der Kindheit ein blühendes Ge-
sicht und ganz gesundes Ansehen haben, wenn sie aber heran-
wachsen, verfallen und in wenig Jahren sterben.
Giulio Carpioni, Padovaninfs Schüler und darum
auch nicht ganz unpaolisch, hat allerdings mehr Begeisterung,
Ausdruck und Poesie, als Maffei; doch zeigt er nicht soviel
Sinn für grosse Verhältnisse und weitsehichtige Arbeiten.
Seine Figuren sind meistens nicht grösser, als die Bassani-
schon, und in Gallcrien des venediger Gebiets sieht man mehr
von ihm, als in Kirchen. In vielen edeln Häusern gieht es
Bacehanale, Träume, Launen, Fabeln, Geschichten mit soviel
Geist und Tintenreiz behandelt, dass sein Meister selbst sie ge-
malt zu haben nicht bereut hätte. Andre scheint er für das
Volk gearbeitet zu haben, wofern es nicht etwa Arbeiten sei-
ner Schule, oder seines Sohnes Carlo sind, der, wie ich
hörte, in allen: dem Vater gefolgt seyn soll; eine ausgemaehte
Arbeit von ihm hab ich nicht gesehen. Er war auch ein gu-
ter Bildnismaler. Im Stadtrathsaale zu Vieenza und in der
Serviterxkirehezu Monte Berico sind einige Sehultheisse dieser
Behörde mit ihrem Gefolge abgebildet, wo mit der Wahrheit
der Bildnisse das Ideale in den Tugenden, welche er schieklicln
und edel erfunden auftreten lässt, verbunden ist. Diesen Ma-
ler muss man in Venedig und Vicenza kennen lernen, wo er
seine beslen Jahre verlebte. Er starb in Verona. Zu ihm
hielt sich dort auch Bartolommeo Cittadella, der letzte
der drei oben genannten, ich weiss nicht, ob Schüler oder Ge-
hülfe Carpioniis, an Geschick allerdings geringer. Zu sei-
ner Schule kann man noch zahlen Niccolö Miozzi aus Vi-
cenza, den wir aus BosehinPs Giojelli pittareschi kennen
lernen; und zweifelhaft einenigleichzeitigen Marcantonio
Miozzi, bekannt durch eine Unterschrift unter einem Bilde
der edeln Muttoxii zu Rovigo.
Gegen das Ende des Jahrhunderts waren die gcsuchtesten