Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Venediger 
Schule. 
Um dieselbe Zeit lebten andere Künstler in Venedig, wel- 
che durch Nachahmung der Bcssern, wie durch eigene Talente, 
leichten Zutritt zu den auserlesensten Gallerien erhielten. 
Johann Lys aus Oldenburg kam, in Golzens Style gebil- 
det, dahin; nachdem er aber die venediger und römische Schule 
gesehen, bildete.er sich einen höchst anmuthigen Styl, der in 
der Zeichnung einen italischen Beischmack, in den Tinten ei- 
nen holländischen Anflug hat. Meistens malte er Figuren in 
mittler Grösse, wie den verschwenderischen Sohn in dem flo- 
renzer Museum; oder in kleinen Verhältnissen, wie in mehrern 
kleinem Bildern, ländliche Feste, Ziinkereien und Aehnliches 
in niedcrliimlischer Weise. Doch hinterliess er auch einige Kir- 
chengemälde, wie den heil. Petrus, der Tabita erweckt, bei den 
Philippinern zu Fane, und den so belebten heil. Hieronymus 
bei den 'I'heatiixern in Venedig, wo er starb. Valentin le 
Febre aus Brüssel fehlt bei Orllandi; und seine vielen Stiche 
der Werke Paolws und der besten Venediger werden dort 
einem andern le Febre zugeschrieben. Er malte wenig und 
immer im Geschmack Veronese's, dessen gliicklichster Co- 
pist und Nachahmer er war. Seine Gesichter haben nichts 
Ausländisches, sein Celorit nichts aus seiner schlechten Zeit; 
sein Farbenauftrag ist stark, lohne zu verletzen. Seine kleinen 
llilder werden als sehr ausgeführt gesucht; weniger Verdienst 
hat er in grössern auf Leinwand; zuweilen fehlt es ihm an 
Composition. Ein anderer grosser Nachahmer Paolo's musste 
Scbastiano Boxnbclli von Udine seyn, erst Schüler 
Guercinws, dann treillicher Copist der besten Werke des 
Yeronese, welche man kaum von den Bombellischen Nachbil- 
dern unterscheidet; aber er verliess die Bahn der Erfindun- 
gen und ergab sich der Bildnismalerei. ln dieser erneuete er 
die Wunder der alten Zeit durch Aehnlichkeit, Lebendigkeit, 
Wahrheit des Colorits im Fleisch und in Trachten. Seine Ma- 
lerei hat etwas Venetisches und Bolognisches, und einige Bild- 
nisse, die ich von ihm gesehen, beweisen, dass er Guido's 
Zartheit der Kraft seines Meisters verzog. Er geliel auch aus- 
ser ltalien, diente dem Erzherzog Joseph zu Inspruck, und 
malte in Deutschland mehrere Churfürsten, den König von 
Dänemark, Kaiser Leopold I., geehrt und reichlich belohnt. 
Schade, dass durch einen gewissen pechartigcn und hurziehten
	        
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