Dritter
Zeitraum.
Die Manieristen.
183
viele junge Leute; aber keiner verfolgte seine Bahn. Ago-
stino Litterini, sein Schüler, und Bartolonxnxeo Litte-
rini, Agostino's Sohn, in Venedig und auf den Inseln be-
kannte Maler, haben klar und offen gemalt, der Zweite noch
besser als der Erste; sein Altarbild zu S. Paterniano beurkun-
det ihn als TiZi8ll'S und der bessern Zeit Verehrer. Mel-
chiori nennt auch seine Tochter Caterina eine trefilicbß
Malerin in Ag0stino's Geschmack; dergleichen aber muss
man immer nur bezugsweise auf die Zeit verstehen. Gehf es
ja auch im Staatsleben nicht anders. Ehmals nannte man
kleine Fürsten Exeellenz, nachher und jetzt Staatsbeamte und
Minister.
Johann Karl Loth aus München hielt sich lange in
Venedig auf, wo er auch, laut seiner Grabschrift, 66 Jahr alt,
1698 starb. Orlandi und Zanetti selbst machen ihn zu
Caravaggioüa Schüler, der jedoch todt war, eh Loth ge-
boren ward. lch glaube vielmehr, ausiseinen Gemälden lernte
er das Volle, Tüchtige, Breite und Wahre ohne Veredelung.
War er, wie man sagt, Liberi's Schüler, so trug er das Hei-
tere und Ideale jener Schule nicht über, vielleicht nichts als
fertige Pinselführung und eine gewisse Grossheit, welche ihn
doch von den Naturalisten unterschied. Er ward unter die
vier ersten Maler seiner Zeit gerechnet, die, wie ich schon
bemerkt habe, sämmtlich Karl hiessen. Er malte viel in
Deutschland unter Leopold L, viel in Italien für die Kirchen,
noch mehr für Gallerien. Ueberall sieht man von ihm ablangc
Bilder nach Art Caravnggioü und Guercinws, geschicht-
liche zumeist, in welcher Gattung der todte Abel in der iloren-
zer Gallerie sehr gelobt wird. Eins der besterhaltenen sah
ich in Mailand, einen trunkenen Loth im Palast Trivnlzi, der
den Gebildeten hinlänglich durch ein Alterthumsmuseum be-
kannt ist, wie es eines hohen Hauses werth und jetzt vom
ßfßtgeborencn Marchese, einem chrenwerthen jungen Manne,
geordnet ist. Von Loth wurde zwölf Jahre Daniel Seiter
unterrichtet und geleitet, ein vorzüglicher Colorist, auf welchen
wir {nochmals zurückkommen werden. Nach diesem, der in
Rom und noch mehr in Turin glänzte, ist Ambrogio Bonn
der beste Schüler, den Loth in Venedig zog, wo er" mehrere
Werk sümmtlich im Stylc des Meisters hinterlicss.