Dritter
Zeitraum.
Die Manierislen.
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den gesunden Sinn im Denken und Schreiben. Wie gesagt,
war Ritter Carlo ein guter Schriftsteller und einer der besten
illalerlebensbeschreibcr. Zwar ist er nicht ganz von Spraelifeli-
lcrn frei, wie es ja auch mit Baldinucci der Fall iSt, trotz
dem dass. er zur Cruscnakademie gehörte; aber es fehlte ihm
nicht an Tact, allerlei zu meiden, was Andere nicht zu umge-
llcn vermochten, wie Gcschichtchen, um Kinder zu ergetzen,
wenn sie Augen und Ohren zu zeichnen anfangen, urkundlich
breit uufgetischte Lebensverhältnisse und Gewohnheiten jedes
Künstlers 6), zeitvergeuilemle Einleitungen, Zwischenspiele und
Sittensprüche. Er ist vielmehr bestimmt, dringt rasch vor, dem
Leser nur mit wenigen Federziigen viele Kunde zu geben bemüht,
ausser dass er zuweilen mit Diehterstcllcn allzu freigebig ist.
Seine Ansicht der Malerei ist richtig, seine Klagen "über Vas nri
sind mässig, seine Beschreibungen von Gemälden und grossen
Compositionen sehr genau, wie sie ein der Mythologie und Gel
schichte kundiger Mann geben kann. Das Werk_ schliesst mit
Seinem eigenen Leben, wo er viel über Neid der Ivlaeheiferer,
und Unwissenheit der Grosscn klagt, die nur zu oft sich zu
Unterdrückung wahren Verdienstes versehwüren. Nach seiner
von dem Zeitgenossen Sansovino und von Zanetti engem
führten Grabschrift starb er im Jahr 1658. Bosehini dage-
gen in seiner Carta S. 509 spricht von ihm, als ob er noch
1660, wo sein Buch erschien, gelebt hätte. Ich vermuthe, die
Verse, worin Ridolfi gelobt wird, Wurden von Bosehini
bei seinen Lebzeiten geschrieben; als er tod war, kümmerte er
sich nicht darum, sie wieder durchzusehen.
Zwei andere trefiliche Jünger gediegenen Geschmacks sind
Vccchia und Loth, vor allen Andern dieser Schaar würdig.
L
6) Wir theilen hierin, dass es löblich sei, aus der Kunstgeschichte
die Lebensverhältnisse der Künstler wegzulassen, LanzPs lileiixung
nicht so unbedingt. XVerke, (iesinuungen und Verhältnisse eine;
Künstlers geben gegelläeillg über einander vfilligeuAufschluss und zei-
gen den tüchtigen Mann in Wechselwirkung mit seinen Zeitgennssext.
Ei ist immer lehrreich zu beobachten, wie äussere und innere Urua-
chen zusnxxilnexitrafen, um den einen zu entwickeln, oder gegen ein;
anrler wirkten, wodurch ein Scllwächrer uulerging. Es gehört ein
bedeutender Grad von llerzlosigkeit dazu, sich gar nicht um den
Kiiusllei- als hlenschexx zu beküinuiern und darum sind uns Vasa-
Ylfs I,eheusheschreibnugexi au lieb, weil sie uns in das Leben derer
blicken lassen, die uns durch ihre XVerke wichtig sind. Q-