Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Venediger 
S chule. 
trocken und kleinlich jedes Haar einzeln nachpinselnd schelten, 
obwol wahren und treuen Abchreiber der Natur, Boschini 
aber als ein Wunder anstaunt, Weiler mit solchem Fleiss auch 
dielhöchste Zartheit der Tinten verband, was andern nicht 
gelang. In Gallerien werden seine Compositionen, noch mehr 
aber seine Bildnisse und Zerrbilder sehr geschützt. Ich habe 
mehrere auch ausserhalb des Gebiets gesehen, und zwei treff- 
liche, einen alten Mann und eine alte Frau, beim Ritter Melzi 
in Mailand, die kein Niederländer artiger und vollendeter ma- 
len könnte.    
Zu jener Zeit lebte auch der Ritter Carlo Ridolfi, der, 
obwol Vicenzer von Geburt, doch in Venedig gebildet ward und 
blühte. Mittels einer gewissen Schlichtheit des Geistes wusste 
er sich vor dem Style seiner Zeit im Schreiben und lllalcn rein 
zu bewahren, und wie er seine Lebensbeschreibungen venediger 
Maler wahr und gediegen hinstelltc, so war er auch in seinen 
Gemälden. Besonders lobt man seinen Besuch, gemalt für die 
Kirche Oguissaxiti in Venedig, ein Bild, das in Farbenvcrtrei- 
hung etwas Neues, schöne Rundung und Fleiss in allen Thei- 
len hat. ln Venedig und dessen Gebiet sind andere Gemälde 
ödentlich zu sehen; aber ein grosser Theil seiner Arbeiten ist 
in vornehmen Privathüusern, und besteht in Bildnisscxl, halben 
Figuren und geschichtlichen Bildern. Ridolfi hatte von: 
Aliensc gute Grundsätze angenommen, die er nachher in Vi- 
cenza und Verona nur mehr ausbildete durch Copiren der dor- 
tigen bessern YVei-ke, durch "Studium der Perspective, der schü- 
ncn Wissenschaften und der übrigen Bildungsmittel eines ge- 
lehrten Malers. S0 beurkundet er sich auch in den zwei Bän- 
den der Lebensdesclzreiöungen, die jetzt sehr selten geworden 
sind und wohl verdienten, mit, oder ohne die Kupfer, die, wie 
ich höre, noch in Bassano vorhanden seyn sollen, neu gedruckt 
zu werden; denn am Ende ist es doch kein grosser Schade, 
die Bildnisse tüchtiger Männer zu missen, "wenn man nur ihre 
Trelilichkeit kennt. Vergleicht man Rid olfi's Schreibart mit 
der des Boschini, so möchte man glauben, sie gehörten ver- 
schiedenen Jahrhunderten an und glcichrvol waren sie fast 
gleichzeitig. AbcrBatylc sagt ganz richtig, es giebt eben so- 
wol geistige, als leibliche Seuchen und wie nicht Alle an dic- 
Sen erkranken, so verlieren auch, wo jene herrschen, nicht Alle
	        
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