Dritter Zeitraum.
Die
Manieristen.
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manchmal heilige Gegenstände; so die Iris der Grafen Vicen-
tini in Vicenza, höcht einfach, natürlich, anmuthig und was
noch mehr überrascht, höchst ureigenthümlich gearbeitet. In
reichen Compositionen hatte er nicht dieselbe Leichtigkeit, und
um der Welt ein Werk, womit er vollkommen zufrieden wäre,
zu hinterlassen, wünschte er sich nur grössere Ruhe und Masse,
als ihm gegönnt war.
Ausgezeichneter Bildnismaler war nach ihm auch Giro-
lamo Forabosco, nach Orlandi aus Venedig, von den Pa-V
duanern aber für ihren Landsmann angesprochen; ein Mann,
der es schon verdient, dass zwei berühmte Schulen sich um
ihn streiten. Er lebte zu Boschinim Zeit, welcher ihm und
Liberi unter den damaligen venediger Malern die erste Stelle
einräumt und um ihm eine Lobrede nach seines Jahrhunderts
Brauche zu halten, sie von seinem Namen herholt, indem er
ihn für einen Maler erklärt, der au dem Busch oder Wald
hervortritt, d. h. sich der Dunkelheit entrcisst und an das volle
Taglicht heraustritt. Derlei Frostigkeiten mag man um seiner
uns übrigens mitgetheilten Nachrichten willen verzeihen, aber
doch lieber mit Zanetti sagen, Forabosco ist ein edler.
und durehdringender Geist, der den Künstler gründlich befrie-
digt, den Kunstfreund vergnüglich fesselt, Süssigkeit mit Aus-
geführtheit, Lieblichkeit mit Kraft verbindet, in jedem Theile
ileissig und überlegsam ist, besonders aber in den Köpfen, die
zu sprechen scheinen. Um sich einen gehörigen Begrid von
ihm zu bilden, muss man ihn nicht bloss in Kirchen aufsuchen,
wo man selten ein Bild von ihm findet, sondern in Gallericu,
Wo von ihm Bildnisse, halbe Heiligenliguren, nicht allzugrosse
historische Bilder sind; drei hat die Dresdner 5). Aehnlich dem
Forubosco an ausnehmendem Fleiss, aber an Geiste gerin-
5er, war sein Schüler Pietro Bellotti, den Manche als
5) Nach dem alten Verzeichnisse der Dreldner Gallerie: Abregä
de (a m'a des peinlre: den! (es tableaur canrposent la Galerie m.
010ml: de Dresde 1782 p. 99 befanden sich nur zwei Gemälde die-
les Meinten ilasellmt, und wahrscheinlich ist. kein drittes von G.
Fornhoaco seitdem hinzugekommen. Das eine stellt eine büseeude
lllugdalena vor, und das andere ein junges, mit Blumen bekränztes,
nacktes Weib, welches von der Hand einen Gerippes umfasst wird,
Diese: Gemälde in in Farbe, Form und Ausdruck ganz voi-lxemicb.
Q.