Dritter Zeitraum.
Die Manieristen.
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alten preisen, wesshalb sie auch nicht so übertreiben, wie er.
Uebrigens werden wir heutzutage, nachdem so viel über italische
Malerei geschrieben werden, um einzusehen, worin die Venedi-
ger zu bewundern und nachzuahmen seien, und was dagegen
an ihnen zu verwerfen, oder wenigstens zu bessern sei, nicht
bei den Grosssprechern des 17. Jahrhunderts, sondern lieber
bei den Kunstrichtern unserer Zeit nachfragen. Hiemit wollen
wir diesem Werke nicht absprechen, dass es schützbare histo-
rische Nachrichten, und gar nützliche Malervorsehrifteti, beson-
ders für leidige Naturalisten, enthalte, welche nichts machen
können, als was sie im ltlodell gesehen, sich begnügen irgend
einen Kopf oder Körper zu malen, wenn es nur ein menschli-
cher ist; die mühsam ersinnen, langsam beschliessen, und grosse
Geschiehtshilrler, vorzüglich Schlachten, Flüge, kurz was sie
nicht gesehen, nicht malen können." Dieses Gezüeht, welches
damals viel Anhänger fand, und noch nicht ausgestorben ist,
wird dort vortrefflich durchgezogen. Hätte er nur aber nicht
die in das andere Aeusserste Verfallenen gelobt, die Manieri-
sten niinrlich, die damals in Venedig herrschend waren! Aber
wie schwer ist der Mittelwegl Die Bolegner werden ihn uns
ihrer Zeit lehren. Jetzt wieder zu den Venedigernl
Palmilts Style näherten sich viele andere. Boschini
zählt sechs so mit ihm gleichförmige, dass, wer nicht Blick
für irgend ein Kennzeichen hat, das doch jeder hat (in Palma
ist es eine gewisse Beiniischung von Rönrischcnr zu dem Vene-
zianischen), sie nicht unterscheiden kann; nämlich Cero n a, il
Vieentino, Peranda, PAliense, Malombra, Pilotte.
Boschini lobt sie als berühmte lllaler; und fürwahr, ausser
ihrem schönen Colorit, haben sie auch grossriiunrige Bilder
meist mit dem Feuer und mit den Gegensätzen gemalt, wie sie
nach Tizian gefielen, und die auf alle Fülle in guten Samm-
lungen einen Platz verdienen. Gehen wir sie einzeln durch!
Leonardo Corona aus lllurano ward aus einem Copi-
sten Maler, wund Naeheifcrer Palma's, und dennoch Schütz-
ling Yittorizfs, vielleicht um Palma etwas anzutreiben.
oder aus welchem andern Grunde. Er machte ihm zuweilen
Modelle in Kreide, um schöne Helldunkelmotiven" aufzufinden.
Mit dessen Hülfe malte er die Verkündigung in der Johann-
Püulskirche, ein sehr gelobtes Vllerk; wie dies auch sein Bild