Zweiter Zeitraum.
Giorgione, Tiziano, Tintorelto etc.
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Maler nennen, einen Venediger, und einen Auswärtigen, welche
einen ganz von den bisher geschilderten ßverschiedenen Styl
hatten. Der Venediger ist Batista Franco, genannt Se-f
molei. Ich habe im ersten Bande mehrmal von ihm gespro-
chen, namentlich bei Gelegenheit des Baroccio, dessen Mei-
ster er war. Er hatte in Rom studirt und war so weit in der
Zeichnung gediehen, dass er unter die besten Michelange-
listen gezählt wurde. In S. Giovanni dem Enthaupteten, einer
Kirche der Florenzer in Rom, scheint "er damit prunken zu
wollen, gerüth aber in das Schwerfüllige. An andern Bildern
im Dom von Urbino, und dem zu Osimc, wo er 1547 malte,
in Bologna, Venedig, hab ich so etwas nicht bemerkt; er
schien mirvimmer ein verständiger Nachfolger Michelange-
lois und ein stärkerer Colorist, als die gewöhnlichen Floren-
zer, Im Kirchenstaate kann man ihn leichter kennen lernen,
als in seiner Vaterstadt Venedig, wohin er sich gegen das Ende
seines Lebens zurückgezogen zu haben scheint; denn 1556
ward, er vorzüglich gewählt in der Marcusbibliothck zu arbei-
ten, wo er Aktaeon und etliche symbolische Bilder malte; aus-
ser diesen sind wenig andere öffentliche Bilder von ihm. 1561
starb er.
Der Auswärtige ist Giuseppe Porta della Garfa-
gnana, der ebenfalls schon bei der römischen Schule genannt
wurde. In Rom von Frances eo Salviati unterrichtet, nahm
er dessen Zunamen an, wesshalb er auch der jüngere Sal-
viati heisst. Er kam mit dem Meister nach Venedig, als die-
ser vom Patriarchen Grimani eingeladen in dessen Palaste die
berühmte Psyche malte, die noch dort zu sehen ist und zur
Seite zwei Bilder von Porta hat. Franceseo reiste bald
wieder weg; der von Vasari angegebene Grund, dass dies
kein Ort für gelehrte Zeichner sei, ist beissend. Portats
Fortkommen, der sich in Venedig niederliess und starb, bewei-
set das Gegentheil. Von Francesco in der Zeichnung ge-
bildet, blieb cr der ilorenzer Schule ganz treu, nur seine Tin-
ten belebte er im venediger Geschmack; gleichwol war er dem
Tizian sehr angenehm, wurde mit Paclo und andern vor-
zügliclien Malern in der Marcusbibliothek gebraucht; hatte stets
öilßntliche und Privatbestellungen in Wand- und Oelgemälden,
und Wird immer als einer der tiichtigsten Meister seiner Zeit