Zweiter Zeitraum.
Giorgione, Tiziano,
Tintorelto etc.
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gern Bnider, und zwei Söhnen Carlo und Gabriele. Bene-
d etto ist wegen seiner brüderlichen Liebe zu Paolo merk-
würdig, er half ihm in den Verzierungen, besonders den Fer-
nungen, wo er nicht wenig leistete; und als der Bruder ge-
storben war, lebte er in voller Eintracht mit beiden Neffen,
denen er mit Rath und That beistand und seine Habe ver-
machte. Viel malerischen Genius hatte er nicht, und wo er
eigens arbeitete, scheint er Paolo's Nachahmer, manchmal in
einem Kopfe, oder einem Gewande glücklich, aber nicht sich
gleichbleibend. Es giebt kaum ein Werk von ihm, woran der
Kenner nicht leicht eine Schwäche rügen könnte; selbst an dem
Abendmahle, der Geisselung, der Erscheinung U. H. vor Pila-
tus Riehtstuhl in S. Niccolö, welches doch seine besten sind.
Hat er sich hier und da einmal übertroffen, wie in einer heiL
Agathe in der Engelkirche auf Murano, so hat man sie dem
Paolo zugeschrieben und unter seinem Namen in Kupfer ge-
stochen. Ridolfi hält ihn für einen bessern Wand- als Oel-
maler; er und Boschini, welche seine römischen und mytho-
logischen Bilder in Steinfarbe im Vorhofe der Mocenighi sahen,
geben eine sehr vortheilhafte Idee von ihm; so auch, wenn sie
von Sälen, oder andern Orten sprechen, wo mehr Bauten und
Verzierung, als Tiguren, erforderlich waren.
Carlo Caliari wird meistens Carletto genannt, weil
er übermässig {leissig im 24. Jahre, wie das Todtenverzeich-
nis seines Sprengels besagt, oder höchstens im 26m", wie
Ridolfi angiebt, starb. Von der Natur mit einenrGeiste
wie Paolo, und mit einer unglaublichen Gelehrigkeit und
Anhaltsamkeit ausgestattet, war er seines Vaters Wonne, und
eiferte dessen Style mehr, als ein anderer, nach. Paolo aber,
der ihn noch zu etwas Höherm hinanbilden wollte, gab nicht
zu, dass er auf "Ein Muster hinblickend wie gewöhnlich, als lei-
diger Sectenanhänger endigte. Er gab ihn also zu Bassano
L
im u, wo sie eine lebhafte Wirkung hervorbringen wollten. Auch
erscheint das Lichte auf ganz hellem Grunde dmch schattig. Vqn
andern Pfincipien des Colorili, welche dem Paolischen ganz entge-
genguegu giml, werden wir bei der bologneqer Schule sprechen.
Heber Tina," Colorif, findet man Vortreffliche Belehrung in: Delle
Piuum Vßnßzülnll- Vanezia 1771. p. 101. Pßolo befolgte dieselben
Grunduätze und war nur kühn im Vßrlrßg. Q-
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