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Oberitalien.
Vgnemiiger
Schule.
dern, Herren in allerlei Staatstrachten, und auf dem Vor-
dergrunde herittene Krieger, Waffen, Fahnen, Gefangene,
Kriegstrophäen. Dieses eirunde Gemälde ist ein Inbegriff jener
Wunder, womit Paolo das Auge bezaubert, indem er ihm ein
Ganzes, in allen seinen Theilen leicht verbunden verführt; leuch-
tende Luftriiume, kostbare Gebäude, in welchen man herum-
wandeln möchte, heitere, würdevolle Gesichter, meist nach der
Natur, durch Kunst versohönt; anmuthige, ausdrucksvolle, wohl
entgegengesetzte Bewegungen; in Schnitt und Zeuch herrliche
Kleider, Kronen, Scepter, Reichthum, Pracht einer so hehren
Bildung würdig; Perspectivc, welche die Gegenstände entfernt,
ohne dass sie in der Nähe misfallen 55), lebhafte ITarben 56),
bald ähnliche, bald entgegengesetzte, mit ihm ganz eigener
Kunst, {die sich nicht lehren lässt, verschmolzen; einen Pinsel,
der mit grösster Schnelligkeit die höchste Einsicht paart, wo
jeder Strich wirkt, schliesst, belehrt; lauter Gaben, die ihm da-
mals ganz eigen geworden waren und seinen Geist kennzeich-
nen. Wer es über sich erhalten kann, Boschini zu lesen
nicht jedler Italiener kann es lindet S. 643 ff. ausser der
Beschreibung dieses Gemäldes das Lob, welches Strozza, M i-
gnard 'und andere tüchtige Maler ihm als einem der selten-
sten in Ider Welt ertheilten 57).
Glefichwol machte ihm diese Arbeit nicht einen solchen
Namen, als seine Mahlzeiten 58). Wer von seinem Style handelt,
darf eine: Darstellung nicht übergehen, womit er vor allen vcr-
traut warr, die er vielmals wiederholte, wonach die größten
55) Er gewann sie dadurch, dass er die Figuren selbst mit sehr
bestimmten Umrissen und in allen Theilen angab, und sie {m1, dem
vielen lNissen und Glück und Anrquth auch in der Nähe durchaus
nicht verletzen. Zlmetli p. 181. L_
56) Dies entstand leicht aus seiner Fertigkeit, wobei die Tinten
einfach und reinlich blieben. Wer mehrmale wiederholt und tastet,
kann Frische nicht bewahren, zu welcher gewiss ein anderer Weg
einzuschlagen ist, Zanellip. 163, L,
57) Es ist wahr! wenig Gemälde machen eine heiterere, prächtigere,
belebendere YVirkung, als dieses. Die Franzosen hatten es aus der
Decke herausgeschnitten (ich glaube, es ist auf Leinwand oder Holz
gemalt) und mitgenommen, Venedig hat aber diesen wahren Schmuck
zurückbekommen. Q.
53) Paolo malte sehr oft die Hochzeit zu Canaan, dies meint Lz.
mit den Mahlzeiten. Q.