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Oberitalien.
Venediger
Schule.
überwiegend war, so ward er zu Baldile in die Schule geschickt,
wo er in kurzer Zeit wundersame Fortschritte machte. Sein
Leben fiel aber in eine Zeit, wo sich auszuzeichnen viel Mühe
kostete; solche blühende 'l'alente hatte die veroner Schule auf-
zuweisen! Es lohnt der Mühe, davon besonders zu handeln;
denn sie könnte an und für sich allein eine besondere Schule
ausmachen, wenn ihre vorzüglichen Meister nicht aus dem Pa-
duaner Mantegna, oder den Vcnediger Bellini, oder Gior-
gion e, oder, wie wir sehen werden, Tizian geschöpft hätten,
und sie somit weder aus sich, noch aus den Fremden, sondern
aus Küntlern des Gebiets entstanden wäre. Wohl wuchs sie
durch ihre Betriebsamkeit und brachte Style hervor, wie irgend
ein anderer Ort des Vestlandes, oder noch mehr. Ich habe
schon angedeutet, wie Vasari bemerke, dass, weil man nach
F. Giocondo's Tode sich stets in Verona. der Zeichnung
ganz ausnehmend beflissen, zu allen Zeiten daselbst treliliche
Maler geblüht etc; ein Lob, das er keiner andern Stadt des
venediger Gebiets ertheilt. Auch habe ich bemerkt, dass es sich
im Ausdruck auszeichnete, und man vielleicht nirgends einen
so durchgängigen Geschmack linden werde, die Köpfe zu besee-
len, und mit einer Lebhaftigkeit zu bewegen, welche diesem
Volke eigenthümlich ist. Es hat auch noch eine ihm eigene
Schönheit; sie ist minder voll und schlank, (als in der venediger
Schule, aber im Fleisch nicht so röthlieh, noch so frisch. Ue-
brigens ist sie glücklicher, als jede andere, in Erlindungen,
indem sie Fabeflehrc und Geschichte zu seltsamen Compositio-
nen und Verzierung von Palästen und Landhäusern verarbeitet.
Die für Poesie ganz geeignete Volkthümlichkeit hat den Ma-
lern im Vorbilden solcher Compositionen geholfen, der Rath
tüchtiger Männer, die ihr nie fehlten, sie vervollkommnet, und
der der Malerei so freundliche Himmelstrich sie erhalten; wenn.
daher in Venedig die salzichte Luft die schönsten Wandhilder
verderbt hat, so hat sich in Verona und seinen Landhüusern
eine Menge gehalten.
Seine vorzüglichen Meister des vorigen Zeitraums haben
wir kennen gelernt und bemerkten dabei, dass einige ihrer vie-
len Werke wegen wol diesem guten Jahrhundert anzugehören
verdienten. lhncn füge ich nun Paolo Cavazzola hinzu,
M ÜFOHPS Schüler, nach Vasai-Ps Ausspruch viel besser,