Zweiter Zeitraum.
Giorgione, Tiziano, Tintoretto etc.
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der Zeit, zu welcher er lebte, wol Tintorettws Unterricht
selbst hätte geniessen können, wenigstens aber doch ihn aus
seinen Werken schöpfte, Johann Rotenhammer aus Mün-
chen. Er kam mit einem mässigen Vorrath von Kenntnis, den
91' bei einem schwachen Maler daheim gesammelt hatte, nach
Italien, nahm in Rom zu und bildete sich in Venedig hauptsäch-
lich nach Robusti aus. Dort liess er, sehr geachtet, agli.
lncurabili eine heil. Christine, in S. Bartolommeo eine Ver-
kündigung, und, wie man glauben darf, andere Arbeiten in
Privathäusern. Als er nachher mit vielem Vermögen nach Eng-
lind kam, und doch arm starb, ward er von Almosen, welche
die Venediger einsammelten, begraben. Und, wie Zanetti
Sagt, betraten nicht viele Andere diesen Weg, vielleicht Weil
es damals lieblichere Arten zu malen gab. Ridolfi dagegen
bezeugt, dass im Ablaufe des Jahrhunderts alle jungen Leute
sich nach ihm bildeten, und wenn wir von den Manieristen
handeln werden, werden wir sehen, dass diese Schule ihn als
ebersten Meister anerkannt.
Gehen wir nun aber zu der bassanisehcn Schule über!
Jacopo da. Ponte, Sohn jenes Francesco, der im
vorigen Zeitraum unter den'guten Malern des 15. Jahrhun-
derts gelobt wurde, kam kurz nach Tintoretto zur Welt
und ward von dem Vater in die Kunst eingeweiht. Seine er-
Sten Arbeiten in der Bernardinkirche daheim tragen auch das
Gcprüg dieser Erziehung. Er kam nach Venedig an Boni-
fazio empfohlen, der eben so eifersüchtig auf seine Kunst
war, als Tizian und Tintoretto, so dass Jacopo ihn nur
verstohlen durch die Thürritzen seines Arbeitzimmers malen
Sah. Er blieb nicht lange in Venedig, übte sich in Zeichnun-
gen nach Parmigianino und Copien nach Bonifaziws
und Tizian's Gemälden, zu dessen Schüler ihn auch eine
Handschrift macht. Reichte dazu die Gleichförmigkeit der Be-
handlung hin, die freilich ein missliches Zeichen ist, so müstte
man es glauben; so Tizianisch ist Jacop0's zweiter Styli
In Seiner Vaterstadt sind Gemälde von ihm selten, z. B. eine
Flucht nach Aegypteir zu S. Girolamo, und eine Geburt des
Erlösers beim Dr. Larber; Jugendwerke Jacopo's, die aber
der Malerei durch ihren Reiz einen zweiten Tizian vor?
ßpraehen.