Zweiter Zeitraum.
Giorgione, Tiziano, Tintoretto etc.
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sind die wahren Tintorctti nicht häufig, in Venedig aber
nicht selten, und was, xwenn man es bei Ridolfi lieset, min-
der wahr scheint, dass nämlich Tintoretto mit der Feinheit
eines Miniaturmalers gearbeitet, bestilttigt sich dort thatsäch-
llßb. Das edle Haus Barharigo in S. Polo hat eine Susanna
dieser Art von ihm, wo in einem kleinen Raume ein Lusthag
mit Vögeln und Kaninchen und was nur einen Lustort bilden
kann, durchgängig, auch in den Figuren ileissig und vollendet ist.
Von seiner Schule ist wenig zu sagen. Keiner war darin
besser, als Domenico Tintoretto, Jacopcfs Sohn. Er
folgte seines Vaters Spur, aber wie Aseanius der des Ae-
neas, nämlich non passibus aequis. In den Gesichtern, im Co-
lßrit, im Einklang ist grosse Aehnlichkeit; aber im Genius
gfüsse Verschiedenheit; und einige geistreichere Arbeiten schreibt
man dem Vater entweder ganz, oder doch grösstentheils zu.
Dennoch zeigt man auch von ihm viele Gemälde von weitem
Umfang auf, und lobt besonders diejenigen, welche viele Bild-
nisse enthalten, in welchem Theile der Kunst Zanetti ihn
dem Vater gleichstellt. Eines davon ist in der Schule S. Marco,
wo, wie in den übrigen Cempositionen, die Figuren mehr ge-
spart, beharrlicher ausgearbeitet und dauerhafter colorirt sind,
als beiJacopo. Als er sich dem Greisenaltcr näherte, neigte
er sich zu der Manierirtheit, die, wie wir sehen werden, da-
mals herrschte. Daran kann man zuweilen seine Bilder von
denen des Vaters unterscheiden und den Verkäufern entgehen,
die stets nur Jacopo im Munde führen, weil er mehr gilt.
Dennoch malte Domenico nicht wenig für Gallerien, beson-
llcrs Bildnisse, ausserdem aber auch mythologische und christ-
lich geschichtliche Bilder, wo er zuweilen seinen Namen bei-
Schrieb, wie in der reuigen Magdalena auf dem Campilloglio,
einem Bilde von den besten Tinten. Mit Doinenieo muss
ich auch seiner Schwester Marietta gedenken, einer so be-
rühmten Bildnismalerin, dass Maximilian und Philipp IL, König
Von Spanien, sie an ihre Höfe luden. Der Vater aber nahm,
diese Anträge nie an, um sie nicht von sich zu lassen; bald
darauf aber raubte sie ihm ein frühzeitiger Tod.
L
lßf, erscheinen die Gruppen
dung vun Farbe und Platz!
wie grosse YVolken.
Welche Verschwen-
rg.