Zweiter Zeitraum.
Giorgione, Tiziarxo, 'l'intoretto etc.
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dasselbe mit seinen ersten Studien. Er hatte dazu geschri en:
die Zeichnung von Michelangelo, das Colorit von
Tizian; und wie er unermüdlich des Letztem Werke copirte,
S0 studirte er Tag und Nacht die Gypsabgüsse von den floren-
tiner Standbildern, vermehrte sie auch mit vielen von alten,
Basreliefs und Standbildern. ln einem {an Morelli angeführ-
ten Verzeichnis alter Bildwerke, welches von 1695 ist, wird
ein Kopf des Vitellius erwähnt, nach welchem Tintorettq
immer zeichnete und lernte. (Not. p. 152). Er pflegte oft die
Modelle bei Laternenlichte zu zeichnen, um stärkere Schatten
ZU bekommen und sich so ein sehr starkes Helldunkel anzu-
bilden. In derselben Absicht machte, er Modelle aus Wachs
und Kreide, die er sorgfältig bekleidete und in kleine Pappen-
lind Bretthiiuser setzte, wo er durch die Fenster kleine Lich-
tcrehen anbrachte, welche Lieht und Schatten bestimmt un-
gilben. Eben diese Modelle henkte er auch, an Fäden an die
Decke in dieser oder jener Stellung und zeichnete sie von
niehrern Standorten aus, um die Perspeetive zu gewältigen,
welche seiner Schule noch nicht so bekannt war, wie bereite
der lombardischen. Gleichwol vernachlässigte er die Anato-
mie nicht, um das Verhältnis der Muskeln und den Bau des
menschlichen Körpers gründlich kennen zu lernen; und zeich-
nete so vicl möglich Nacktes in allerlei Verkürzungen und ver-_
sehiedenen Bewegungen, um die Compositionen so mannichfaltig
Zu machen, wie die Natur mamxichfaltig ist. Durch derglei-
chen Studien nun wollte er unter den Seinen die wehre Stu-
dienmethode einführen, welche mit Zeichnung des Besten be-
ginnt, und mit dem Begriffe dieses Styles zum Copiren des
Nackten und Verbesserung der Mängel des Styls fortgeht 47).
Mit diesen Hülfsmitteln verband er einen Verstand, den Va-
Snri, obwol er ihn tadelt, bewundern und den furehtbarsteum
nennen musste, der je in der Malerei sich gezeigt; eine stets
an neuen Gedanken fruchtbare Einbildungskraft; ein Mulerfeuer,
L
47) Zanetti p. 1-17. S. auch Ridulfi P. ll. p. _10, wo erzählt,
wird, dass, als Tintoretto, schon erwachsen, für die Dreieinig-
keitskirche Adam und Eva von der Schlange verführt, und Kaiu, der
Abel morden, gemalt, er diese Körper nach der Natur gemalt. in-
dem er ein Drathgitmer darüber gelegt, ihnen jedoch eine Annnuth der
Unlriase verliehen habe, die er uns den Reliefs gelernt. L-