Zweiter
Zeitraum.
Giorgione, Tiziano, Tintoretto em.
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Rom anin e, noch Muzian o, mit welchen er verwechselt wer.
den könnte, gearbeitet haben. Dort starb er auch endlich nach
langem Aufenthalte. Sein bestes, wiewol dem Lebensbeschrei-
ber unbekanntes Werk steht am Hauptaltar der PP. Predica-
tori zu Pesaro, ein grosses Gemälde von grosser WVirkung!
Oben U. H." auf einer wahrhaft von der Sonne beleuchteten
Wolke, unten vier Heilige von so kräftigem Colorit, dass sie
Eben so sehr hervor und dem Auge nahe treten, als das sanfte
Colorit den Grund und obern Theil des Bildes in die Ferne
rückt. Ein_ kleines, aber schönes und sehr wohl erhaltenes
Bild ist die Verklärung U. H. in der K. Gallerie zu Florenz,
welches mit vielen andern aus der venediger Schule der um
Sie so hoclaverdiente Ritter Puccini dort aufstelltc.
Unter die brcscianer Tizianisten gehört endlich Pietro
Rosa, Sohn Cristoforo's und Nelfe des Stefano Rosa,
zweier trefilichen Maler. Pietro gehörte zu den Schülern,
welche Tizian aus Freundschaft für den Vater mit der meisten
Liebe unterrichtete. Daher nun rührte sein wahres und schlich-
tes Colorit, das auf jedem Bilde hervorleuchtet. ImXDom zu
Brescia, in S. Franeesco, alle Grazie sind Bilder von ihm; am
meisten befriedigt er, wo wenig Figuren auftreten. Composi-
tion ist seine stärkste Seite nicht, sei es nun, weil er von Na-
tnr nicht grosse Anlage dazu hatte, oder vielmehr, weil dies
für das Jugendalter immer der schwierigste Theil der Malerei
ist. Er starb auch jung mit seinem Vater, entweder an Gift,
oder an der Pest im Jahre 1576.
Wiewol Bergamo damals treiiliche Giorgonisten hatte,'
wie wir sahen, so iindet sich doch dort auch einer, der zu
dieser Schaar gezählt werden muss. In Bergamo befindet sich
ein Wandbild, und in der Galleria Carrara ein Oelgemälde von
ihm, Es stellt die Vermählung der heil. Katharina dar, welche
auf den ersten Blick von den verstäindigsten Kennern für Ti-
Zians Arbeit gehalten würde werden, Widersprüche nicht die
Unterschrift Hieronymus Colleo 1555. Da dieser trefiliche, seines
Werthes sich wohl bewusste Mann in seiner Vaterstadt nicht
gefiel und sich in einer Arbeit für die Stadt fremden mittel-
miissigen Malern naehgesetzt sehen musste, so suchte und fand
er sein Glück am Hofe zu Madrid. Vor seiner Abreise aber
malte er auf ein Giebelfeld ein Pferd, wovon uns grosse Loh-