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Oberitalien.
Venediger
Schule.
Dr. Trevisani a") mitgetheilten Handschrift. Er hiess Gio.
Batista" Ponchino, mit dem Beinamen Bozzato, Bürger
seines Gehurtsorts, wo einige Wandbildcr von ihm und das be-
deutendste Bild, die Vorhölle in S, Liberale, ind; nach dem,
was Giorgione dort gemalt, hat die Stadt nichts Schöneres
und von den Fremden mehr Bewundertes 37). Auch in Vene-
dig und Vicenza malte er, so lange er verheurathet war; als
seine Gattin, eine Tochter des Dario Varotari, starb, ward
er Geistlicher und befasste sich nicht sehr mit der Malerei.
Padua hatte von Tizian zwei grosse Zöglinge, D amiano
Mazza und Domenico Campagnola. Der erste ward
seiner Vaterstadt mehr gezeigt, als geschenkt, indem er jung
starb, nachdem er blos eine der Erwähnung werthe Arbeit da-
selbst geliefert, einen vom Adler geraubten Ganymedes an einer
Decke, welcher seiner Trefflichkeit wegen für Tizianisch ge-
halten und von da weggebracht wurde. Venedig musste wol
seine Bühne Seyn; dort sind in etlichen Kirchen wenig Bilder
von ihm, die, wenn nicht zart, doch kräftig und rund ausge-
führt sind. Der Zweite ist bekannter. Man zählt ihn, aber
ohne Grund, zu der Familie Campagnola; er war Neiie des
Girolamo, den Vasari unter Squarcionew Schülern
nennt, und Sohn jenes Giulio 33), der in Vasarfs Malcrleben
und in TirabosehVs Literargeschichte (T0. V1.1). 792)
als ziemlich gelehrt und geistreich auftritt, als Sprachkundiger,
Miniaturmaler, Kupferstecher und Maler einiger Bildtafeln, wcl-
chcn noch einige Stufen bis zum neuern Style fehlen. D0-
menico ersticg sie schnell und man erzählt von ihm, er habe
Tizian's Eifersucht erregt; ein Lob, welches er mit Bor-
36) Es waren wenige Blätter bios über die Maler von Castel-
franco; und ich begreife nicht, wie P. Federici (Vorr. S. 17)
sagen konnte, ich habe dies für die Melehiorische l-laxulaehrift aus-
gegeben, wiewol Trevi suni-auch daraus geschöpf1 haben könnte,
L.
37) P. Coronelli in seinen Vz'aggz' in Inglzilterrzz IJar. I. p. 6G
schreibt dies Bild dem Paolo Veronese zu; ein lilisverstand, der
sich durch den Vertrag im Archiv von S. Liberale hebt. Er setzt
hinzu, das Bild habe auch nackte Figuren gehabt, Welche später von
anderer Hand bekleidet worden wären. Auch dies ist falsch. L.
38) In einer Handschrift eines gleichzeitigen Schriftstellers, welche
in dem neuen Wegweiser in Palluzz angeführt wird, lleisst er Dome.
nicu Veueziuuu, von Julio Cumpagxxulu erzogen. L.