Zweiter Zeitraum.
Giorgione, Tiziano, Tiutoretto etc.
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zeichnete, als er. Noch mehr! Er wollte ihn nachahmen und
malte bei den Karmelitcrn eine Beschneidung so ganz in sei-
nem Style, dass Vasari sie für eine Arbeit des Schiavone
Selbst angab. Und doch verachtete ihn dieser Geschichtsehrei-
ber so, dass er sagte, er hätte nur aus Noth einiges Gute ge-
malt; ein Urtheil, welches Agostino Caracci bitter wi-
derlegte, wie man bei Bottari inrLeben Franc0's sehen
kann. Und in der That war, bis auf die Zeichnung, an
Schiavone alles Uebrige höchst bcifallswürdig: schöne Ge-
danken, geistreich muntere Bewegungen nach Parmigiani-
an's Stichen, ein liebliches Colorit, das dem des Andrea del
Sarto ähnelt, und eine Pinseiführung eines grosscn Meisters
Wiirdigw Nach seinem Tode ward er berühmter; man nahni
seine, meistens auf Mythologie anspielenden Bilder von Kästen
und Tischen und stellte sie in Cabinets auf. Drei fifzhrt Gua-
rienti in der Dresdner, vier Rosa in der kaiserlichen Galt
lerie zu Wien an. Sehr anmuthige sah ich im Hause Pisani
zu S. Stefano und fast in allen Gallerien Venedigs. Auch in
Rimini sah ich zwei Gegenbilder bei den Theatinern, die G0-
burt des Herrn und die Himmelfahrt der Maria, Figuren in"
Poussinwehem Maasstabe, und von den schönsten, die er ge-
malt. Santo Zago und Orazio ida Castelfranco, ge-
nannt dal Paradiso, sind durch wenige Wandbililer in Venew
dig bekannt, die aber so gut ausgeführt sind, dass sie nicht
übergangen werden dürfen. S0 malte C csare da Conc-
gliano daselbst nur Ein Bild in der Apostelkirche, das Abend-
mahl des Herrn; und dies allein gniigt, ihn neben Bonifaziu
und andere würdigere zu stellen.
Vas ari, der einige der vorigen übergangen, erwähnt
zweimal ehrenvoll Gio. Calker, oder Calcar, wie Andere
Schreiben, einen Niederländer, bewundernswerth als Bildnismaler,
und sehr gelobt in grossen und kleinen Figuren, deren einige,
wie Sandrart sagt, dem Tizian und andere, als er einen
andern Styl annehmen wollte, dein Raffael zugeschrieben wur-
den. Er starb als Jüngling in Neapel 1546. Baldinucci,
WC er von Dietrich Barent schreibt, der in Venedig il
Sßrdo Barent hiess, macht ihn ZllvTlZlillfS, "wie ein Sohn
geliebtem Schüler. Ridolfi fügt noch drei tüchtige Uebcr-
üllllß? an, einen deutschen L a mber t, der für den L o mbarde,