Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

Oberitalien. 
Venediger 
Schule. 
dabei Paulus Pinus Ven. 1565 und im Schloss Noale im Tre-. 
vigisehen malte er in die Säulenhallen, innen und aussen, Fi- 
guren,'_wie sie dem Orte angemessen waren, wo Gericht gehal- 
ten und Rechtstreite entschieden werden. Wer den Dialoge 
della pittura, den dieser Künstler in Venedig 1548 herausigab, 
gelesen, wo er sich in der Vorrede einen Venediger nennt, und 
Wer seine Werke gesehen, kann ihn nicht mit dem luccheser 
Caraccisten P a ol P i ni verwechseln, den wir, wie manche andere 
seiner Landsleute, ausser seinem Vaterlande finden werden 32). 
Tizianisch im Colorit, aber mit ureigener Lebendigkeit, 
War Andrea Schiavone di Sebenico, mit dem Beinamen 
Medula. Wenig Menschen gingen wol mit solchen Anlagen 
zur Malerei aus der Hand der Natur hervor; schon der Vater 
soll es bemerkt haben, als er ihn, noch im Knabenalter, in der 
Stadt herumführte, sich ein Gewerb zu wählen, der Knabe aber 
am liebsten unter Malern weilte und folglich als Lehrbursch 
unter sie aufgenommen ward. Aber das Glück war ihm feind- 
selig und trieb ihn mit Armuth verbunden, seinen täglichen 
Unterhalt als Lohnarbeiter, nicht als Künstler zu verdienen, 
Daher fing er ohne Grundlage dcr Zeichnung zu malen an, 
und hatte einige Jahre keine anderen Gönner, als einen oder 
den andern Mauermeister, der ihn zu Giebelbildern empfahl, 
oder irgend einen Tisch- und Kastenmalermeister, der ihn zu 
Hülfe nahm. Tizian brachte ihn dadurch etwas in Aufnahme, 
dass er ihn mit mehrern andern Malern zur Marcusbibliothek 
verschlug, wo er vielleicht schulgerechter ist, als anderswo 33). 
Auch Tin toretto liess ihm Gerechtigkeit widerfahren; oft half 
er ihm bei der Arbeit, um die Kunst seines Colorits zu beob- 
achten, und behielt ein Gemälde von ihm in seinem Arbeit- 
zimmer, wovon er sagte, so müsst, es wol jeder Maler machen, 
würde G8 aber doch Schlecht machen, wenn er nicht besser 
32) Von diesem Bonifßzio enthält die Gallerie der Akademie in 
Venedig mehrere schöne Bilden Vorzüglich sind zwei: der Heiland 
auf dem Throne, umgeben von David, S. Marco, S. Lodovico, S, D0- 
menico, einer Heiligen und einem Engel am Fusse des Thr0ns_die- 
ses Bild war damals im Haus des Regicrungsmagistrats-; dann der 
Reiche, der einem Concert zuhört, und der arme Lazarus, vormals 
bei der Familie Grimani. Q. 
33) Wieder ein Beweis von Tiziaiüs Ncidlosigkeil! Q,
	        
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