Zweiter Zeitraum.
Giorgione,
Tizian,
Tintoretlo
etc.
101
Geist kund giebt; diese muntere Leichtigkeit, dies Leben und
Geist, diese Grossartigkeit scheinen ihm ganz eigen, wicwcl
man sieht, dass ihm Giorgioncws Kraft, Pnlm an's Zarheit,
Tizian's Bewegung und Composition gefiel. Das Verdienst
diäesqüinstlers wurde bald anerkannt und die Gcschichtschrei-
her haben mehrmal gesagt, die drei damals berühmtesten wären
Tizian, Palme und Bonifazio gewesen. Die Behörden-
gebäude haben viel Gemälde von ihm und der herzogliche Pa-
last hat unter andern die Vertreibung der Verlaäufer aus dem
Tempel, welches Bild allein durch die Figurenmenge, das Feuer
und Leben, das Colorit und die prächtige Fernung ihn unsterb-
lich machen könnte. YVelche Göttlichkeit leuchtet aus des Er-
lösers Antlitz, der, ein Einzelner ohne Stand, mit einer Geis-
sel aus Stricken eine solche Menge bestürzt macht und in die
Fhicht schlägti Und die nun auf diesen an Gold und Silber
reichen Tafeln Geld haben, mit welcher Angst sammeln sie es,-
mit welcher Furcht sehen sie sich um, den Streichen zu ent-
gehen! Welche Verlegenheit in jedem Zuschauer, sei es Weib,
Kind, aus Welcherlci Stande, die alle durch das neue Schau-
spiel in Furcht gesetzt sind! Diesischöne Gemälde schenkte das
Haus Contarini vor einigen Jahren der Stadt; daher iindet- man
es beiZ anet ti nicht angezeigt. Man hat von ihm andere gross-
rüumige Zimmergemälde mit vielen Figuren; unter diesen sind
seine aus dem Petrarca genommenen Siegcsfeiern, die nach
England kamen, vorzüglich berühmt. Auch in kleinen Bildern
übte er sich; man sieht ihrer aber wenig. Eine heilige Fami-
lie von ihm belindet sich in Rom beim Prinzen Rezzonico._
Die Bühne ist, Josephs Werkstatt, und während er schläft, ist
Ü. L. F. mit weiblichen Arbeiten beschäftigt, eine Schaar En-'
gel steht um das Jesuskind und handhabt Zimmerwerkzeng,
einer fügt zwei Bretter in Form eines Kreuzes zusammen; ein
Gedanke, den Albano mehrmal nachahmte! Endlich ist zu be-
merken, dass Orlandi und Andere ihn mit Bonifazio
Bßmbo, einem Cremoner, verwechseln, der viele Jahre früher
lebte. Auch hat die Namensiihnliehkeit einen andern Schrift-
"ellßr bei Gelegenheit eines andern venediger Malers getäuscht,
de!" mit einem Luccheser verwechselt worden ist. In S. Fran-
fescß zu Padua malte er eine sel. Jungfrau mit vier Heiligen
"l _einem halb neuem, halb Bellinischen Style und schrieb