Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Venediger 
Schule. 
Pfarrkirche zu Cadere gelobt, dem Geburtsorte der Vecellj. 
Es stellt den Gekreuzigtcn und zu beiden Seiten zwei Bege- 
benheiten aus dem Leben der heil. Katharina dar, ihre Dispu- 
tation und ihr Martyrlzhum. Von Marco ward Tiziano Ve- 
cellio erzeugt, unterschieden von dem ersten, genannt Ti- 
zianello, welchen ich hier mit den übrigen Vecellj nenne, 
um nicht wieder auf ein llialergeschlecht zurückkommen zu 
müssen, welches doch durchaus gekannt seyu will.  Er malte 
gegen Anfang des 17. Jahrhunderts, als die venediger Schule 
durch Manier verdarb; und was Venedig in der Patriarchen- 
kirche, dem Servitenkloster und anderwiirts von ihm hat, ist 
in einem ganz andern Geschmack, als dem seiner Vorfahren; 
die Formen sind grösser, aber nicht so grossartig; der Pinsel 
frei und voll, aber reizlos; so viel vermag das Beispiel über 
Stamm und Erziehung. Dennoch finde ich ihn in Bildnissen, 
übertriebenen, verkünstelten und launisch verzierten Köpfen von 
Künstlern geachtet. 
Von einem andern Zweige der Vecellj entsprang ein 
Fabrizio di Ettore, dessen bisher in seinem Geburtsort 
Cadore verborgener Name von Renaldis an's Licht gezogen 
werden ist, welcher ein schönes Bild von ihm, für den Rathsaal 
von Pieve gemahlt, erwähnt, wofür er 16 Ducaten in Gold er- 
hielt; für seine Zeit keine schlechte Bezahlungl Er starb 1580. 
Dieser hatte einen Bruder, Namens Cesare, der lange in der 
Geschichte der Malerei unbekannt war, wiewol Bilder von ihm 
zu LintiahVigo, Candide und Padola sind. Bekannter ist er unter 
den Holzschneidern, weil er in Venedig, wo er sich aufhielt, 
zwei Holzschnittarbeiten lieferte. Das eine heutzutage sehr sel- 
teneenthält alle Arten von Spitzenmustern, durehbrochene u. a. 
Das andere über alte und neue Trachten ist mehrmal und 1664 
mit einem lügenhaften Titel herausgekommen; Cesare heisst 
da Bruder des grossen Tizian. Ein dritter Vecellio,.Na- 
mens Tommaso, ist uns eben auch erst Wieder an's Licht ge- 
zogen worden, und in der Pfarrkirche zu' Lozzo ist eine Ver- 
kündigung und ein Abendmal U. H. von ihm, welche der Ge- 
schichtschreiber schätzbar nennt. Dieser starb 1620. 
Indem "wir jetzt Tiziarfs Stamm zwar, jedoch sein Ar- 
beitzimmer noch nicht verlassen, muss vor Allen Girolamo 
Dante, oder Girolanxo di Tiziano genannt werden, dessen
	        
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