Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

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Ünteritalien. 
Buch. 
ich möchte sagen, welche Ueberlistungen werden hier ge- 
braucht? Muss man nicht mit Bedauern so viele ehrenwerthe 
Alte mit Gewalt zu Schülern weit Jüngerer und zuweilen Weit 
Ünwürdigerer gemacht sehen? Wie nun?  Manche Schrift- 
steller haben aldinucci als Gcschichtschreiber von miss- 
lieher Glaubwürdigkeit getadelt, der Nachrichten künstlich 
verschwiegen, oder entstellt, Vasari grüblerisch ausgelegt 
habe und mehr bedacht sey, den Leser zu bestechen, als zu 
belehren. Ich weiss, dass man ihm in seinem Vaterlande 
widersprochen hat, wie aus seinem Werke Veglie erhellt; 
und dass der Florentiner Gelehrte und Ritter Marini 
seinel Aufrichtigkeit sehr bezweifelte, wie wir bei der Sie- 
ner Schule beibringen werden. Indessen glaube ich, er 
schrieb in Zeiten, wo man über den Ursprung der lllalergi 
noch wenig im Klaren war, und verteidigte eine damals in 
Italien gangbarere Meinung. Er hatte dem Cardinal Leo- 
pold von Medici versprochen, sie zu Ehren des Vaterlandes 
und des mediceischen Hause unwiderleglich darzuthun, war 
von diesem unterstützt und angeregt werden, diese Nleinung- 
zu verteidigen und die entgegengesetzte zu widerlegen. Da e;- 
dem Malvasia 41), der Vasari sehr arg zusetzte, antwor- 
ten und beweisen sollte, dass die Siener, Pisaner und 
die übrigen die Kunst von den Florentinern gelernt, so ersann 
er ein unhaltbares System, dessen Ungereimtheit er nicht so_ 
gleich einsah. Später sah, er dies ein, und machte sich, wie 
Piaeenza bemerkt, davon frei. Dergleichen begegnet nicht 
selten den Erfindern der geistreichsten Systeme. 
Nachdem ich nun dies 'l'ruggewebe geprüft, kann ich 
Baldin ucci nicht beistinnnen, sondern will vielmehr meine 
Ansicht in zwei Sätzen zusammenfassen. Erstens: nicht alle 
Förderung der Malerei ging von Florenz aus. Andere haben 
bereit bemerkt, dass allenthalben sich Spuren des in den 
schönen Künsten fortschreitenden menschlichen Geistes linden. 
42) Man bemerke. dass Mal vasia nicht blau für Bologna, nun- 
dem für ltalien und Europa stritt. S ll des ersten Bandes hat el- 
eine Stelle au: Felibi en angeführt, welche Iveweiset, dass die Zeich- 
nnng auch in den rohen Jnhrhunderlenn infmex" vorhanden: und Azu 
Uimahuem Zeit dort eben so gut gewesen sey, als in Italien. 
11.
	        
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