Florentiner
Schuie.
Abschnitt.
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Gebäude S. Maria del Fiore zu sehen, und Giotto kennen
zu lernen; und nun erzählt er weiter von zwei Arbeiten, die
er in Florenz ausgeführt: erstens einer Madonna zwischen
zwei kleinen Engeln über einer Thüre des Doms; dann der
kleinen Taufe des Heil Johannes. Dies fiel in das Jahr 1297.
Hier tritt nun Baldinucci mit der Bemerkung ein, dass,
"wenn man unter den Werken dieses Künstlers zu Florenz das
erwähnte Bild der Jungfrau Maria betrachte man daran
eine solche zunehmende Besserung und soviel von Gi0tto's
Manier sehe, dass kein Zweifel übrig bleibe, er könne sowol
durch Nachahmung als Belehrung dieses Meisters, nach so viel-
jühriger Uebung sein Schüler genannt werden." Jeder wache
Leser aber wird auch hier keinen klaren Beweis der Behaup-
tung, sondern nur eine Menge Schwierigkeiten linden. Jenes
Bild nämlich wird mit andern von dem Pisaner in Florenz,
ehe er Giotto kannte, gemalten verglichen; und doch war
es das erste, welches er dort malte. Giovanni, der fast
sechzigjährige Mann, oll Nachahmer des ein und zwanzigjäh-
rigen Giotto gewesen seyn, da es doch viel wahrscheinlicher
ist, dass Gio tto ihm, dem ersten Bildhauer seiner Zeit, nach-
geahmt. Man spricht von Lehren, ,'welche dem Giovanni
von Giotto ertheilt worden, der kurz darauf nach Rom ah-
ging, wo er 1298 nach andern Arbeiten das Musivwverk des
Schiifs 4') fertigte. Am Ende gründet sich das ganze Lehr-
und Lernverhültniss auf Eine Figur.
Wie wenig hängt die zusammen? Welche Wendungen,
41) Dies Schiff stellt dasjenige vor, in welchem sich Christus auf!
der See bei Sliirill befand und ruhig schlief. Es war dies ein Bild
in Musaik an der allen Peterskirche in Rom. Als es der neuer-
bauten Peterskirche wieder zum Schmucke dienen und über der ei-
nen Thüre in der Vorhalle angebracht werden sollte, wurde
es sehr ungeschickt von Marcello Pro ven zale hergestellt, der
sich erkühnle Figuren von eigne-r blrfmdung, die Winde vorstellend,
hinznznsetzen; so wie auch die eines Fischers.
Eine ireizere, doch vmn Styl des Giotln nhweiehende grosso
Zeichnung nach diesem Bilde und nicht, wie die Römischen Wege
weiser den Fremden weiss machen, der Originalcarloil, helindet sich
iri der Kirche della Cnrzceziune, Capucinerkirche, unweit des Palast:
Barherirxi, Dn die ächle Navicella des Giotto schon so. lange un-
lergegarsgen ist und sich doch inuner noch ihre Verehrung uüf den
Wogen des Ruhms und der Vergessenheit obenauf erhält, so mual"
es ein ausserordentllcbea Werk gewesen seyn. Q.