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Unteritalien.
Buchs
sieht in Giotto's erstem Gemälde zu Assisi Giuntaßs Ma-
nier und Hand (Vorrede zu Vas. S. 17.) und in Giottoü
Gemälden in der Kreuzkirche zu Florenz, über welche er hun-
dertnial nachgedacht, findet er Fulaeopo, und Grund
zu vermuthen, dass dieser den Giotto unterrichtet (B. 2.
S. 78). Wer" von einem System befangen ist, sieht und ver-
muthet oft mehr, als Andre. So wollte auch Baldinucci
einen Duccio von Siena, einen Vital von Bologna, und
mehrere, wie wir sehen werden, in Giottvs Schule ziehen.
Auch er führte eine Aehnlichkeit de Styls an, die in der That
weder ich, noch Andere finden können. iVenn ich nun Bal-
dinuc-ci nicht, folge, werde ich dem beistimmen, der ihm
naehahmt? Um so mehr, da es hier keinen Vitale, oder
einen andern mittelmässigen, der Geschichte fast unbekannten
lllaler gilt, sondern Giotto. Brauchte denn ein so grosser,
in nicht allzu blödsichtiger Zeit geborner Genius, nachdem
Cimabue besonders in der Färbung ihn angeleitet hatte, sich
in Giunta zu spiegeln, oder Fra Mino zu hören, um sei-
nen Meister zu übertreffen? Wozu stört man denn die Zeit-
folge, thut der Geschichte Gewalt an, und widerlegt die Ue-
berlieferung von Giottofs ursprünglicher Schule, um nur sei-
nen neuen Styl darzuthun?
Mir scheint, wie der grosse Michelangelo seinen Mei-
ster G hirlandajo in der Malerei durch Modellircn und Sm.
dium des Alten, so auch Giotto den seinen gar bald über-
troffen zu haben. WVenigstens weiss liiian, dass er auch Bild-
hauer war, und seine Modelle sich bis auf Lorenzo Ghiber-
ti"s Zeit erhielten. Auch fehlten ihm nicht gute Muster. Gab
es doch in Florenz alte Marmorarbeiten, die noch heute am Dom
zu sehen sind, der römischen zu geschweigen; und ihr Werth
war schon durch Niccola und Gio. von Pisa ausgemittelt,
so dass sie folglich Giotto nicht unbekannt bleiben konnten,
dem die Natur so viel Sinn für das Gute und Schöne verlie-
llßll hüllte. Sieht man von ihm manche männliche Köpfe, man-
che von den hagern gleichzeitigen so ganz verschiedene gedie-
gelle, Fßfulßn, seinen Geschmack für seltenen, natürlichen und
grossartigen Faltenwurf, seine Stellungen, welche, nach dem
Beispiel der Alten, sittige und anständige Haltung athmen, so
kann man kaum zweifeln, dass er viel aus den alten Marmor-