Viert. Zeitr.
Giordano, Solimene u. ihre Schüler.
611
Schriften dieses Volks finden, dessen Bildungsgang jüngst
Pietro Signorelli in einem Werke von mehrern Bänden
beschrieben, das ich jetzt nicht bei der Hand habe, und wie
manches andere auf Treu und Glauben anführe.
Einige Andere, die ausserhalb des Königreichs lebten, wer-
den unter andern Schulen erwähnt werden, und schon bei der
Römischen haben wir Conca's und Giaquinto's hinläng-
lich gedacht. Zu diesen kann man Onofrio Avellino
setzen, der in Rom einige Jahre lebte, für Privatleute und in
Kirchen malte. Sein grösstes Werk ist die Decke in S. Fran-
eesco di Paola. Maja und Campora in Genua, Sassi in
Mailand, und andere aus Solimene's Schule werden bei
mchrern Städten nachgewiesen, oft mit der (Klage, dass sie die
vom Meister gezogenen Gränzen überschritten. Seine Farbe
kann, wenngleich sie wahrer seyn könnte, doch nicht verletzen,
ja sie hat sogar etwas Anmuthiges. Aber seine Schüler und
Nachahmer konnten sich nicht in denselben Gränzen halten
und schritten so ganz aus dem Geleise, dass man wol behaup-
ten kann, kein Zeitraum der Malerei sei für das Colorit un-
seliger gewesen. Florenz, Parma, Verona, Bologna, Mailand,
Turin, mit einem Worte ganz Italien ist von dieser Seuche an-
gesteckt worden, und liefert nun von Zeit zu Zeit Arbeiten
von so manierirten Tinten, dass sie eine ganz andere Natur,
als die eben bestehende nachzubilden scheinen. Auch der Mis-
brauch, hinzuwerfen und nicht auszuführen, ist nach Giorda-
no und Solimene von Vielen so weit getrieben worden,
dass statt guter Bilder schlechte Skizzen an leichtgliiubige
Käufer verkauft worden sind. Die allzuhäulig "befolgte Ma-
nier beider Meister hat in unsern Zeiten so schlechte Grund-
sätze verbreitet, wie ehmals Michelangelo', Tintcret-
to's und selbst RaffaePs misverstandene Muster. Der
Giacomo, wo alle Altarbilder von ihm sind, und die Tribune drei rei-
che Bilder aus U. H. Kindheit hat. Von einem andern Sozzi, Na-
mens Francesco, lese ich in Girgenli im Dom das Bild der heil.
fünf Bischöfe sehr gelobt. Von Onofrio Lipari aus Palermo sind
in der Kirche de" Paolotti zwei Bilder vom Martyrlhum des h. Oliva;
von Filippo Randazzo in Palermo große VVandbilder; so auch
von Tommaso Sciacca, der in Rom dem Cavalucci half,
und im Dom, wie bei den Olivetanern zu Rovigu, bedeutende Gemäl-
de hinten-ließe. L.
Qq