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Unteritalien.
Viertes Buch.
Neapelische Schule.
Augustiner Barfüssermönche malte. Niccolö Maria Rossi
ward ebenfalls rühmlich in Neapels Kirchen und am Hofe selbst
gebraucht. S cipione C a pp e lla. eopirte besser, als einer sei-
ner Mitschüler, Solimene's Gemälde, die zuweilen vom Mei-
ster übergnngen für Urbilder galten. Gi u s e p p e B o n i t 0 ,
ein guter Erfinder und ausgezeichneter Bildnismaler, war einer
der besten Nachahmer S olimentvs und ist unlängst als Hof-
xnaler in Neapel gestorben. Con ca und er werden ihrer ge-
wählteren Formen wegen den Mitschülern vorgezogen. Andere
mir minder bekannte in Neapel und Sicilien 7) wird man in den
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7) Die Menmrie de, messinesi pittnri nennen einen Gio. Por-
cello, der aus Solimene's Schule in sein Vaterland zurückge-
kehrt, dort die Malerei sehr gesunken fand, und um sie zu heben,
eine Schule in seinem I-laue eröffnete, wo er des Lehrers Geschmack,
dessen er ganz mächtig war, verbreitete. Einen bessern brachten
aus Rom die Brüder Antonio und Paolo dahin, die aus Marat.
tevs Schule herkamen und ebenfalls eine Akademie in Mesina unter
vielem Zuspruch eröffneten, in Kirchen zusammen arbeiteten und
treffliche Wandmaler waren, wiewol Antonio in Oelmalerei seinem
Bruder weit überlegen war. Ein dritter, Gaetano genannt, malte
ihnen die Verzierungen, lllauer- und Leinwandbilder sieht man von
ihnen in S. Caterina di Valverde, in S. Gregorio delle Monache und
sontwo. Sie blühten gleichzeitig mit den Filoeami Litterio Pa-
ladino und Placido Campolo, einem Schüler Conca, in
Rom, wo die alten hlarmorwerke ihm mehr, als Con ca' s Bilder, ge-
nützt zu haben cheinen. Beide waren in grossen Arbeiten tüchtig;
und man rühmt besonders des Erstem Decke in der Kirche di Monte
Vergine, des Ziveiten Decke in der Rathsgallerie. Beide werden in
der Zeichnung geschätzt; doch ist derGesclnnack des Zweiten gedie-
gener und ferner von Manier. Die eben genannten und in verschie-
denen Jahren geborenen fünf Künstler starben alle in dem unseligen
Jahr 1743. Sie überlebte Luciano Foti, ein tretilicher Copist je-
den Styls, vor allen aber Polido ro's, welchen er auch in selbst-
erfundenen Bildern nachahmte. Sein unterscheidender Charakter aber
ist das Eindringen in die Geheimnisse der Kunst, wodurch er die
verschiedenen Style, Firnisse und Verfahrungsarten früherer illeisler
erkannte, die unbekannten nicht nur leicht herausfand. sondern auch
die von der Zeit beschädigten Bilder so glücklich her-stellte, dass auch
die Flinsiclntigsten seine Nachhülfe nicht bemerkten. Ein solches
höchst seltenes Talent ist mehr werth, als viele ivlaler. Ich füge
noch einige Künstler derselben Insel, die an verschiedenen Orten ge-
boren sind, hinzu. Marcantonio Bellavia, ein Sicilier, der
in Rom in S. Andrea delle Fratte malte, wird nur muthmasslich für
Co rtona's Schüler gehalten; (Jalandrucci aus Palermo für
Marattzvs. Gaetano Sottino malte die Decke des Uratorio,
bei der Madonna di C. P., ein verständiger Künstler. Ginvae-
chino Martorana aus Palermo war ein Grossmaler; in seiner
Vaterstadt rühmt man die grosse Capelle der Kreuzträger und in S.
Rosalia vier grose Bilder aus des heil. Benediclßs Leben. Olivio
Sozzi, aus Catania, arbeitete viel in Palermo, besonders in S.