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Unteritalien.
Viertes Buch.
N eapelische Schule.
chen Geschmack im Colorit, nur weniger Anmuth als Simo-
nelli. Auch Andrea malte in vielen Neapler Kirchen, und
besonders' finde ich in der Nunziata sein Plizlgstbild gelobt.
Ein Spanier, Franceschitto, versprach soviel, dass Luea
zu lsagen pflegte, dieser Jüngling müsse besser werden, als sein
Meister, Er starb aber jung und hinterliess in Neapel eine
Probe seines glücklichen Geistes im heil. Pasquale, den er_in
S. Maria del Monte malte; das Bild hat-schöne Landschaft und
sehr liebliche Engelglorie.
Der beste Schüler aber war Paolo de, Matteis, der
von Pascoli auch unter Morandies beste Schüler gezählt
wird; er kanh wol zu den ersten Malern 'seiner Zeit gerechnet
werden. Er wurde nach Frankreich berufen und machte sich
in den drei Jahren seines Aufenthalts dort und im ganzen
Lande berühmt. Unter Benedict XIII. ward er nach Rom ge-
laden, wo er in der Minerva und in Aracaeli malte. Auch an-
dere Städte schmückte er mit seinen Gemälden, namentlich
Genua, wo in S. Girolamo zwei köstliche Bilder von ihm sind;
das eine des Kirchenheiligen, derIdem Xaverius im Traum
erscheint und spricht, das andere dieunbefleekte Empfängnis
der h. 1., mit einem höchst anmuthigen Geleite dienender En-
gel. Sein Wohnort aber war Neapel, und dort muss man ihn
kennen lernen. Dort lieferte er Wandbilder für Kirchen, Gal-
lerien, Säle, Decken in Menge, oft mit seines Meisters Eil,
doch nicht gleichem Verdienst. Beispiellos war, dass er in 66
Tagen eine grosse Kuppel, wie die in Gesü Nuovo, malte, die,
weil sie den Einsturz drohte, vor einigen Jahreniabgetragen
wurde; eine Bravur, welche, nach Solimeneßs kalter Bemer-
kung, die Arbeit unhesprochen verrieth! Gleichwol enthielt sie
doch manches Schöne und Lanfraneo treiilieh Naehgeahmte,
so dass diese Schnelligkeit immer Bervunderung erregte.
Wo er vorhedaeht und fleissig arbeitete, wie in der Kirche
der pii operaj, in der Gallerie hlatalona, in vielen Bildern für
Einzelne, fehlt es ihm nicht an Compositien, an Anmuth der
Umrisse, Schönheit der Gesichter, wiewol sie etwas einförmig
sind, noch an andern" Vorzügen. Sein Coloritl war früher
Giordaniscll, später malte er mit mehr Kraft des Hclldun-
kels, aber mit weichen und zarten Tinten, besonders hladonnen
und. Kinder, die eine fast Albanische Süssigkeit und einen An-