Viert. Zeilr.
Giordano,
Solimene n. ihre Schüler.
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sein Beispiel habe auf die Spanische lldalersehule verderblieh
gewirkt 5). Als er nun alt geworden, reich an Schätzen und
Ehre in sein Vaterland zurüclckehrte, starb er bald darauf,
als der grösste Maler seiner Zeit geachtet.
Aus seiner Schule gingen nur wenig verdiente Zeichner
hervor; die meisten misbranchten seinen Grundsatz, dass, wer
dem Pnblicum gefalle, ein guter Maler sei, und das Publicum
mehr durch Colorit, als durch Zeichnung bezaubert werde;
wesshalb sie denn, ohne auf letztere viel zu geben, handwerks-
mässig hinarbciteten. Am meisten begünstigte er den Neape-
litaner Aniello Rossi und Matten Pacclli della Basi-
licata, die er als Gehülfen mit nach Spanien nahm, von Wan-
nen sie gut bezahlt zurückkehrten, gemiiehliclxlund fast in
Musse lebten. Niecolö Rossi, ein Neapolitaner, erfand
glücklich und colorirte nach Art seines Meisters, wiewol er
mehr in das Röthliche füllt. Bei einigen wichtigem Arbeiten,
wie an der Decke der königlichen Capelle, half ihm Gier-
duno mit seinen Zeichnungen. Er malte viel für Privaten,
und war nach Reco in 'l'hierfignren sehr beliebt. Der Weg-
weiser in Neapel rühmt an ihm und an Tommaso Fasano
die Kunst, für heilige Gräber und vierzigtägigc Fastenzeit
schöne Grossbilder in Gouaehe zu malen. Giuseppe Simo-
nolli, Giordanoßs Bedienter, ward genauer Copist seiner
Arbeiten und trefllicher Nachahmer seines Colorits. In der
Zeichnung leistete er nicht viel; doch lobt man seinen Niccola
di Tolentino in der Kirche Montesanto, als Giordancfs
fleissigern und correcten Werken nahe kommend. Andrea
llliglionico hatte mehr Leichtigkeit im Eriinden und glei-
5) Nicht nur Nachahmer fand er, soniiern auch Beurtheiler; z. B.
Pal ominu, wiewol er Gioriianws Freund war, wiewol er sich
von den Hlissenschziften zur lilrtlerei wendete, als sein Styl so im,
Schwange war, nhmte nicht ihn allein, sondern die übrigen bessern
seiner Zeit nach. Er war ein guter Künstler, wurde von Karl Il.
zu seinem Kannnermaler ernannt und ist derselbe, den man verdien-
termassen Spaniens Vasari nennt, nnrl den ich hier und da. an-
führe. Sprachkenner luhen seine Schreibnrt, wesshalb vielleicht seine"
Theorie und Praxis der lilulerei (2 Bände in l-iol.) ausser Spanien
so selten ist. YYas sein Urtheil anlangt, so mochte er wol, wie
Vasuri auch, mehrmal irren. Ich fürchte, er folgt der Ueherlie-
ferung gar sehr, ohne sie immer zu erwägen, und ich schliesse dies
aus den diesem oder jenem Meister gegen alle Zeitrechnung zuge-
schriebenen Schülern. L.