Vorwort.
XXVII
und, was noch mehr überrascht, Domenichino den
meisten lilalern, die in Rom lebten, als er dort seine be-
sten Bilder malte Hätten diese Künstler über ihre
Nehenbuhler geschrieben, sie hätten sie getadelt, oder
minder gut von ihnen gesprochen, als die Unbefangenen.
Und so trifft ein Kunstfreund oft besser, als ein Künst-
ler, weil jener dem leidenschaftlosen Publicum folgt, die-
ser sich von Neid oder Vorurtheil leiten lässt. Derglei-
chen zwistige Ansichten von vielen Künstlern ßnden im-
mer Statt, wie denn nach Geschmacksverschiedenheit ei-
nem diese, dem andern jene Speise mundet. Dem Ta-
del dieser oder jener Partei ganz zu entgehen möchte
wol eben so unmöglich seyn, als die Ansichten der Men.
sehen, welche nach Nlaasgabe der Köpfe sich vervielfäl-
tigen, einstimmig zu machen. Bei solcher Mishälligkeit
habe ich für gut gehalten, die streitigsten Gegenstände
beiseite liegen zu lassen, in andern den meisten Stim-
men beizutreten, jedem seine eigene, auch wol sonder-
bare 22) Ansicht zu lassen, dabei aber dem Leser so
21) P et er von C o rt o n a erzählte demFalco nie 1' i, dass beiAus-
stellung des berühmten Gemäldes des H, l-Ii e r o n y m u s d e l l a C a ri 1 ä
so viel Böses von allen Malern und es lebten damals viele grosse
Maler gesagt wurde, dass er,'um sich Ansehn zu verschaffen, da
er erstkürzlich in Rum angekommen war, selbst schlecht davon lprach 1!
Dies bezeugtF alc o nie r i selbst Malerbr. B. 2. Er. 17. und fährt dann
fort; "Gehört die Tribune des H. A n dr ea d ella Val l e (von
D o m e n i c h i n o) nicht zu den schönsten vorhandenen Wandgemälde";
Dennoch war die Rede davon, Maurer mit Hämmern hinzusenden und
sie herunterzuhauexi, als er sie aufdeckte. Und 'als er durch die Kirche
ging, blieb er mit seinen Schülern stehn, sie zu betrachten, zuckte
die Achseln und sagte: ich glaube denn ducb nicht mich so ganz übel
genommen zu haben 4' L.
22) Die zonderbarsten und neuesten über unsere Maler finden sich
in Cochin": drei Bänden, welche in einigen lrVegvz-eiscm (wie denen