Dritter Zeitr.
Corenzio. Rib. Caracciolo. Fremde.
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tete, gerieth er in das Qrausige und Sehwerfüllige. In der
Perspective war er sehr brav, und in Verkürzung-ca ward er
für sinnreich gehalten. Die Neapler Künstler haben, wie De-
minici erzählt, oft zwei Bilder des heil. Michael verglichen,
das eine von Lanfranco, das andere von Benaschi in
der Apostelkirche, ohne entscheiden zu können, welchem von
Beiden der Preis gebührc.
Guercino war nie in Neapel; aber der Ritter Maria
Preti, gewöhnlich der Calabrische Ritter genannt, begab sich,
angezogen von seinem Style, nach Cento und genoss seinen
Unterricht. Diese Nachricht theilt Dominici mit, der ihn
sagen hörte, sein Meister sei, was die Schule anlange, Guer-
cino, was aber das Studium, jeder tiichtige Maler gewesen,
Und wirklich war er auch weit herum gereiset, und hatte die
vorzüglichsten WVerke inner und ausser" Italien gesehen und
studirt. Daher erging es ihm im Malen so, wie grossen Rei-
senden im Gespräch, dass ihnen nämlich nicht leicht ein Ge-ß
genstand vorkommt, wo sie nicht etwas Neues beibringen; und
so scheinen auch bei Preti Trachten, Verzierungen, Bräuche
oft neu und wunderlich. Sechs und zwanzig Jahre lang hatte
er nicht gemalt, sondern nur sich im Zeichnen festgesetzt.
Darin war er aber auch tüchtig, nicht sowol im 'Zarten,_ als
im Derben und Riistigen; nur gerieth er zuweilen in das
Schwcrfüllige. S0 war er auch im Colorit nicht leicht und
lieblich, sondern trug stark auf, hatte ein vorwaltendes Hell-
dunkel, einen fast grauen, für tragische und traurige Gegen-
stände geeigneten Hauptton. Da er sich nun wohl kannte,
so malte er auch gern Iilartyrtode, lliorde, Pest, Reuethriinen;
dies waren seine liebsten Gegenstände. Er pflegte, sagt Pan-
eoli, wenigstens bei grössern Arbeiten, frischhin zu malen
und immer nach der Natur, obwol er sich nachher nicht sehr
mit Verbesserung und Ausdruck der Leidenschaften befaste.
Er malte grosse Wandbilder in Neapel, Modena und Malta.
Minder glücktcn ihm in Rom in S. Andrea della Volle drei
grosse Geschichtbihler des Kirchenheiligen unter der Tribune
des Domenichino. Das Werk verschwindet ganz in solcher
Nähe; ohnediesistehen die Figuren nicht in Verhältnis zum
Orte und werden schwer. Seine Oelbilder sind in Italien un-
zühlig; denn er lebte lange, arbeitete schnell, liess, wohin er
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