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Unteritalien.
Viertes Buch.
Neapelische Schule.
betrachtete dort die Werke der besten Meister, besonders Pae-
lo's, und brachte nun viele Schönheiten dieses treillichen
Meisters wieder heim, lebendiges Fleisch, schöne Köpfe, ge-
fällige Frauenbilder, wiewol er diese Gabe, gleich Liberi und
wol noch mehr, misbrauchte. Mit diesem sittlichen verband er
noch einen Kunstfehler, nämlich zuweilen auf den rohen Grund
zu malen, und gewöhnlich mit wenig Farbe; daher seine Ar-
beiten, die früher Beifall fanden und um die Wette gekauft
wurden, jetzt, gleich denen der trüben Venezianer, die wir ihres
Orts beschreiben, vernachlässigt werden. Messina hat mehrere;
das Illartyrthum des heil. Plaeidus bei den Schwestern des heil.
Paulus, die Geburt des Herrn in denKirche della Grotta und
einige andere. Auch Venedig muss in Privathiiusern noch
Thierstüeke haben, die er, wie wir anderwiirts sagen, auf Bag-
sanische Weise malte. Onofrio Gabriello war sechs
Jahre bei Barbalunga, einige bei Poussin, dann bei Cor.
tona in Rom, bis er nach neun andern in Venedig mit Ma-
roli verlebten, von dort Maroli1s schlechtes Colorit nach
Messina brachte, nicht aber seinen Styl. In diesem war er
ganz ureigenthümlich, ganz Liebliehkeit, Süssigkeit, ganz Selt-
samlieit in Beiwerken, Bändern, Edelsteinen, Spitzen, worin gr-
besonderes Talent hatte. In Messina hat er in der Kirche des
heil. Franceseo di Paola viel Bilder hinterlassen, viele auch in
Padua, wo in dem Wegzveiser viele Tafelbilder angeführt wer-
den, ohne die Cabinetstücke und Bildnisse in Privathiiuserm
So half ich mehrere beim Grafen Antonio Maria Borromeo
gesehen, unter andern eine Familie mit des Malers Bildnis.
Agostino Scilla, oder Silla, wie Orlandi schreibt,
eröffnete in Messina eine Schule, die, so lange sie bestand,
viel besucht, nachher aber im Strudel der Empörungen, zu
grossem Schaden der Empörer, wie der Kunst, zerstreut war-i
Er hatte von Natur einen zierlichen Sinn, den er durch Dicht-
kunst, Naturgeschichte und Jilterthumskunde ausbildete. Die
schönen Hoffnungen auf" einen so seltenen Sinn bestimmten
Barbalunga, ihm vom Rath einen Gehalt auszuwirken, wo-
von er in Rom unter A ndrea S acchi's Leitung leben konn-
te. Nach vier Jahren kehrte er nach Messina zurück, reich
an Studien nach den Alten und nach Raffael; und hatte er
von da einen etwas trocknen Styl mit herübergebracht, so