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Vorwort.
Bei alP diesem Fleisse wage ich doch nicht mein
Werk als aller Zusätze unbediirftig zu empfehlen. Ge-
schichtwerke, die soviel Gegenstände umfassen, sind nie
vom Hause aus vollkommen; sie werden es erst allmälig,
Wer der Zeit nach zuerst Bahn bricht, hat am Ende am
Wenigsten Gewicht, und sein grösstes Verdienst ist, dass
er durch sein Beispiel vollkommenere Werke veranlasste.
Wie viel weniger kann man nun Vollständigkeit von ei-
nem Werke erwarten, das ein Inbegriff aller seyn soll?
Es werden viele Namen guter Künstler und Schriftsteller
vorkommen, freilich wol aber auch manche fehlen; und
dies nicht aus Mangel an Achtung, sondern nur weil es
an Zeit und gehöriger Anschauung gebrach. Man wird
viel Urtheile linden; aber es könnten wol noch mehrere mit
eingehen. Ueber keinen Schriftsteller denken alle gleich.
Das beweiset B ai ll et von den Gelehrten; und wer es
der lllühe werlh hielte, könnte es von den Malern noch
weit leichter zeigen. Jeder hat seine Grundsätze. B110-
n arroti schalt Pietro Perugino und Francia, diese
leuchtendenVorgänger der Kunst, ungeschlacht; G u i d 0,wenn
wir der Geschichte glauben dürfen, nnisfiel dem C0 r t on a,
Caravaggio dem Zuccher o, G uercin o dem Guido,
werke, welche darin doch immer nur als lllitiel, nie als Zweck be-
trachtet werden und ganz dem Sinne verschwinden sollte; denn alle
innre "und iussre Wahrheit eines Bildes hört auf, wenn es durch die
Art, wie es gemacht ist, daran erinnert, dass {es ein Gemälde, nicht
ein Bild sey, was vor unsrer Seele sieht. Es ist auch daher wenig
auf das Urfheil der Künstler zu geben, und wären sie es, die allein
über Kunst urlheilen könnten, wie Lanzi meint, so wäre die Kunst ja
auch nur für sie, aber kein Allgemeingut und Quell geistigen Genusses
für alle sinnvolle Menschen, und die Maler möchten dann immerhin
nur für sich selbst malen, ihre Freunde und Beschülzer aber sich von
ihnen abwenden. Q.