Dritter Zeitr.
Corenzio. Rib.
Carncciolu. Freunde.
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ohne Namen, Abkratzen des Gemalten, Asehenmischung in den
Kalk, damit der Anwurf risse und abliele;,und mit der fein-x
sten Bosheit liessen sie bei ihm vom Vicekönig einige Bilder
für seinen Hof zu Madrid bestellen. Diese kaum noch entwor-
fenen Bilder wurden ihm aus 'dcm Arbeitszimmer genommen
und nach Hofe gebracht, wo Spagnoletto sie hier und da
zu übermalen befahl und ohne ihm Zeit zur Vollendung zu
lassen, sie an die Behörde sendete. Die Tücke des Nebenbuh-
lers, die Betriibnis der Abgeordneten, welche die Arbeit immer
verzögert sahen, der Argwohn eines Unglücks vermochten end-
lich Domenichino, heimlich nach Rom zu reisen, in der
Hoifnung, von da aus seine Angelegenheiten besser zu betrei-
ben. Als das Gerücht von dieser Flucht still geworden, und
er neue Maasregeln für seine Ruhe genommen hatte, kehrte er
wieder an seine Arbeit zurück, malte die Geschichten umher,
den Grund der Kuppel, und förderte auch seine Bilder.
Eh er sie aber beendete, ward er vom Tode überrascht,
der ihm entweder durch Gift beschleunigt wurde, oder doch
durch den schweren Verdruss, welchen ihm die Nebenbuhler be-
reiteten , und der vollends auf's höchste stieg, als sein alter
Widersacher Lanfranco ankam. Er ward Zampieri bei-
gegeben, um die Wölbung der Capelle zu malen, so wie
Spßgnoletto zu einem Oelbilde, zu einem andern der Rit-
ter Stan zione; und jeder von Ehrgeiz getrieben suchte mit
Domenichino mindestens zu wetteifern, wenn auch nicht
ihn zu übertreffen. Caracciolo war todt. Bellisario
hatte Alters wegen keinen Antheil, und nicht lange darauf be-
gab sich's, dass er ein Geriiste bestieg, um einige seiner Wand-
bilder zu iibermalen, herabstiirzte und starb. Auch Spagno-
letto hatte kein wünschenswerthes Ende; denn, weil ihm eine
Tochter entehrt und er aus Gewissensangst wegen der unwür-
digen Verfolgungen sich selbst verhasst gewordenwar und das
Licht cheute, begab er sich auf's Meer; man weiss nicht, wo-
hin er geflohen und wo er gestorben, wenn man der in Nea-
pel geschriebenen Geschichte glauben darf. Die Spanische des
Palomino lässt ihn in Neapel 1657 im 67. Jahre sterben,
aber auch nicht ohne die angegebene Gewissensangst. So ern-
teten denn drei ehrgeizige Männer, die bald mit Gewalt, bald
mit List den edeln Sinn und Geschmack so vieler Kunstfreuiule