Dritter Zeitr.
Corenzio. Rib. Caracciolo. Fremde.
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Caracciolo. Diese erwarben sich einer nach dem andern
Ruf, vereinigten sich aber nachher und unterstützten einander
gegenseitig, Während sie blühten, waren Guido, Domeni-
chino, Lanfranco, Artemisia Gentileschi iri Nea-
pel und bildeten hier, oder anderwärts einige Zöglinge für die
Neapler Schule. So ist die Zeit, welche von Bellisario bis
zum Giordano reicht, der erfreulichste Zeitpunct dieser Ge-
schichte, hinsichtlich tüchtiger Künstler und geschmackvoller
Werke. Dennoch ist sie auch die traurigste nicht bloss der
Neapler Schule, sondern auch der Malerei, rücksichtlieh der
Ränke und Missethaten, die dabei vorkommen. Gern üherginge
ich sie mit Schweigen, wenn sie der Geschichte der Malerei
fern lägen; aber sie sind leider so sehr damit verbunden, dass
sie mindestens angedeutet werden müssen. Ich werde zu gehö-
riger Zeit davon schreiben, wobei ich mich an Malvasia,
Passeri, Bellori und besonders Dominici halten werdel).
Bellisario Corenzio, ein Grieche, liess sich, nach-
dem er fünf Jahre in Tintoretto's Schule zugebracht, um
1590 in Neapel nieder. Er hatte von Natur eine Fruchtbar-
keit an Ideen und eine solche Schnelligkeit der Hand, dass er
dem Meister vielleicht in der staunensiverthen Menge auch gross-
rüumiger Gemälde gleichkommen konnte; vier flcissige Maler
hätten kaum soviel malen können, als er allein. Er ist nicht
mit Tintoretto zu vergleichen, der, wenn er seine Begei-
sterung zügeln wollte, Wenigen in der Zeichnung nachsteht,
und Erfindungen, Bewegungen und lwiöiwfe hat, welche den Ve-
nezianern, die ihn doch stets vor Augen hatten, stets unerreich-
bar waren. Dennoch war C. ein guter Nachahmer desselben,
wenn er angelegcxitlieh arbeitete, wie in dem grossen Bilde für
den Speisesaal der Benedictiner, WO er das vom Heiland durch
ein Wunder gesättigte Volk darstellte; eine Arbeit, die er in
40 Tagen vollendete! Zumeist aber hatte er eine Manier, die
l) Uns scheint diese Zeit der Neap. Schule in jeder Hinsieht die
traurigsle zu seyn; denn wenn man nicht blos Thätigkeit, Tüchtig-
keit der Künstler und geschmackvolle Werke solche nennt, welche
durch starke Uegerlsälze von Licht und Schalten, grosse Massen und
einen leidßljgchafllllihßl] Charakter in die Augen fallen, so kann man
sich eben nicht sehr über das freuen, was Corenzio, Bibel"?! und
Caracciolo förderten, sondern muss beklagen, dass Männer wie
Zalnllieri und Guido unterdrückt und verfolgt wurden. Q-
l. Bd. O o