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Unteritalien.
Viertes Buch.
N eapelische Schule.
nici selbst dazu. Der neue Wegrveiser- oder die Breve descri-
zione di Napoli wünscht an diesem starken WVerke mehr Sa.-
ehen, bessern Vortrag und weniger Weitsehiveifiglaeit; man
könnte, mit Bezug auf einige ältere Thatsaehen, auch hinzu-
setzen, bessere Kritik und, hinsichtlich einiger Neuem, weniger
Nachgiebigkeit, Uebrigens hat Neapel durch ihn eine durch-
aus schiitzbare Geschichte derJMalerei, wegen der Urtheile über
die Künstler, die meistens von andern Künstlern herrühren,
welche durch ihren Namen dem Leser Vertrauen einflössen.
Ob Baukunst und Bildhauerei gleich gut dort stehen, will ich
hier nicht in Frage ziehen.
In vorgenannter Geschichte kann der Leser andere Neapler
Künstler finden, welche zum Ende dieses Zeitraums gehören,
wie einen Silvestro Bruno, der in der Stadt für einen
guten Meister galt; einen zweiten Simone Papa, oder del
Papa, einen geschickten Wandmaler; ebenso einen zweiten
Gio. Antonio Amato, der zum Unterschied vom ersten
der jüngere heisst. Er war in der Malerei erst vom Oheim,
dann von Lama unterrichtet worden, deren Styl er im Ver-
lauf der Zeit nachahmte. Er stand unter seinen Landsleuten
sehr in Ansehen; das Jesuskind in der Armcnbank wird von
dem Geschicbtsehreiber für ein ausgezeichnetes Werk ausgege-
ben." Zu diesen Malern kann man noch die fügen, welche
ausser dem Vaterlandc lebten, wie den von Pius lV. in Rom
sehr geehrten, nachher als Ingenieur Alfonsens ll. zu Ferrara
verstorbenen Pirro Ligorio, und Gio. Bernardino Az-
zolini, oder vielmehr Mazzolini, in dessen Lobe So-
prani und Ratti übereinstimmen. Er kam um 1510 nach
Genua und fertigte dort Arbeiten, die jener goldenen Zeig
würdig waren; war in Wachsarbeiten vorzüglich und bildete so
ausdrucksvoll Köpfe, dass sie zu leben schienen. Dieselbe
grosse nachhaltige Kraft prägte er auch seinen Oelbildern ein,
vor allen der heil. geniarterten Agata in S. Giuseppe.
Die hörigen Städte hatten in diesem Jahrhundert auch
ihre Schulen, oder wenigstens ihre Maler, theils solche, die im
Vaterlande blieben, theils solche, die auswärts lebten. Cola
dell" Amatrice, auch dem Vasari bekannt, der im Leben
des Calabricrs von ihm geschrieben, wohnte in Ascoli Pieener
Gebiets, und galt in der ganzen Landschaft; für einen seltenen