Zw. Zeitr.
Einfluss Half. u. M ichel. auf djNeapol. Schule.
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heil. Petrus Martyr in dessen Kirche zu Neapel als das beste
bis dahin dort gelieferte Bild empfahl. Man darf diesen Fran-
cesco nicht mit Girolamo lmparato, seinem Sohne, ver-
wechseln, der nach Ausgang des sechzehnten Jahrhunderts in
grossem, vielleicht unverdicntem Rufe stand. Er hatte den
Venediger, und zuweilen den Lombardisehen Styl, weil auch
er Coloril: zu studiren gereiset war; der Rosenkranz in der
Kirche des heil. Thomas von Aquino, wie andere Werke, sind
die Frucht seines Strebens. Der Ritter Stanzioni, der ihn
kannte und sein Nebenbuhler war, setzt ihn dem Vater in Ge-
schicklichkeit nach und schildert ihn als einen mit seinem Wis-
sen ungemein Prunkenden.
Nach den Raffaelisten, deren Folgereihe wir hiermit
geschlossen haben, sah die Neapler Schule zwei anderwiirts er-
wähnte Nachtreter Michelangelo-W; den ersten, Vasari,
welcher 1544 den Speisesaal der Olivetaner Mönche zu malen
berufen ward, und nachher viele Aufträge erhielt, die er theils
in Neapel, theils in Rom vollzog. Dort half er in der Bau-
kunst, worin er mehr leistete, als in der Malerei, und gestal-
tete diesen im sogenannten gothischen Styl gebauten Ort um,
veränderte das Gewölb, schmückte die Arbeit mit neuerer Stuc-
catur, die man in Neapel noch nicht gesehen hatte, und malte
eine bedeutende Menge von Figuren mit der Schnelligkeit und
Mittelmiissigkeit, die seine Arbeiten grösstentheils bezeichnet.
Er blieb ein Jahr dort, und was er der Stadt genützt, mag
er hier selbst aussprechen! „Es ist merkwürdig," sagt er,
"dass nach Giotto in einer so edlen und grossen Stadt keine
Meister waren, die in der Malerei etwas YViehtiges geleistet,
wiewol Einiges aus Peruginws und RaffaePs Hand her-
I vorgegangen war. Darum nun strebte ich, nach meinen ge-
ringen Kräften, dahin, dass die Geister dieses Staats zu gros-
sen und ehrenwerthexi Leistungen geweckt würden; und mag
nun dies, oder Anderes gewirkt haben, seitdem sind in Stucco
und Malerei ausser den obgenannten viel schöne Arbeiten ge-
liefert worden." Es ist nicht leicht zu errathen, warum Va-
sari die Bilder mehrerer wacker-er Künstler, selbst des An-
drea von Salerno nicht für gross hielt; ja, warum er einen
so ausgezeichneten Künstler nicht einmal genannt, der seiner
Geschichte mehr Ehre gemacht haben würde, als sie ihm ver-