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Unteritalien.
Viertes Buch.
Neapelische Schule.
ihm gesprochen, und weitläufiger bei den Florentinern, in deren
Gebiet zu Volterra und anderwärts man einige Bilder von ihm
hat. Nachdem er in Neapel seinen Penniverloren, verlebte
er dort seine übrigen Tage und verdiente sich viel bei den
grossen Herren. Für öiTentliche Arbeiten ward er weniger ge-
braucht. Seine Stärke waren Bildnisse.
ll Pistoja war einer von den Lehrern des Frances-
co Curia, wie man sagt, eines Malers, der, wiewol etwas
manierirt nach Vasari und Zucchero, doch wegen des
Adels und Reizes seiner Compositionen, der Schönheit der Ge-
sichter und des natürlichen Colorits gelobt wird. Diese Gaben
bewährt er vorzüglich in einer für die kirche della Pictii ge-
malten Beschneidung, welche von Ribera, Giordano, So-
li-mene für eins der schönsten Bilder in Neapel gehalten
wurde. In Ippolito Borghese hinterliess er einen voll-
kommenen Nachahmer, der jedoch viel ausser seiner Vaterstadt
lebte, wo wenig, aber geschützte Bilder von ihm vorhanden
sind. Er war 1620 in Perugia, wie Morclli in der Beschrei-
bang der dortigen Bilder und Bildwerke erzählt, und malte
eine Himmelfahrt U. L. F., die in S. Lbrenzo aufgestellt
ward.
Schüler und Gehiilfen des Perino del Vage. in Rom
waren zwei Neapolitaner: Gio. Corso, von Amato, nach
Andern von Polidoro in die Kunst eingeweiht; und Gian-
filippo Criscuolo, den Salerno lange unterrichtete.
Von Corso ist wenig in Rom, das nxindestens nicht nachge-
bessert wäre; und nichts wird seinem lwlreuztragenden Christus
in der Lorenzokirehe gleich geachtet. Criscnolo copirte in
der kurzen Zeit seines Aufenthalts zu Rom Raffael häufig
und war ganz leidenschaftlich für diese Schule; jedoch folgte
er mehr seiner natürlichen Scheu und Blödigkcit und nahm
eine etwas trockene Manier an. Dies macht ihm allerdings
Ehre in einer Zeit, wo man in den Umrissen so übermässig
ausschweifte und immer mehr von RaffaePs Bestimmtheit
sich entfernte. Üebrigens wird er seiner Lehrhaftigkeit wegen
vorzüglich gelobt.
Aus seiner Schule ging Francesco lmparato hervor,
derselbe, der nachher von Tizian unterwiesen, ein so trellli-
eher Nachciferer seines Styls ward, dass Caracciolo seinen