Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

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Unteritalien. 
Viertes Buch. 
Neapelische Schule. 
seiner Zeit 
VOT 
und 
bewundert 
ihn als 
eine 
auf fremdem Boden 
gediehene Frucht. Diese Bemerkung wird Niemand wahr lin- 
den, der da Wciss, dass das heutige Calabricn der Ort des al- 
ten Grossgriechenlands ist, wo ehmals die Künste ihre höchste 
Stufe erreichten 3). Cardisco arbeitete viel in Neapel und 
dem Lande; besonders lobt man den Streit Augnstink in sei- 
ner Kirche zu Aversa. Als seinen Schüler nennt man Gio. 
Batista Creseione, der mit Lionardo Castellani, 
seinen: Schwager, uralte, als eben Vasari schrieb; wesshalb 
er sie denn auch nur wie im Fluge berührte. Uebrigens stif- 
tete Polidoro in lllessina, wo man seine berühmtesten Zög- 
linge zu suchen hat 4), eine sehr blühende Schule. 
5) Lanzi, der sich darin gefällt, Vasnri zu widersprechen, be- 
(lachte wol nicht, dass von dem Griech. Kunslgeiste und Bildung in 
den Calabriern wbl keine Spur zurückgeblieben war. Q. 
4) Hier ein Verzeichnis derselben! Deodato Guinaccia ist gleich- 
sam der Giulio dieses neuen Raffael, nach dessen Tode er sein 
ltlalergeräth sich anschaffle und Seine Schule aufrecht hielt; ja, wie 
Giulio, vollendete er einige von Pulidoro angefangene tVerke, 
wie die Geburt in der Kirche dell" Alto Basen, welche für Polido- 
1'0's bestes Bild gilt. Auch in seinen eigenen Bildern ahmt er seL 
nen Styl trefflich nach, wie in der Dreieinigkeit bei den Ilellegrini, 
oder in der Verkliiraing zum Snlvatore de' greci. Er llösste seinen 
Geschmack seinen Schülern ein, unter welchen die am meisten ge- 
nannten und durch noch jetzt vorhandene Werke bekannten Cesare 
di Napoli und Francesco Comande sind, durch und durch 
Polidoristen. Hinsichtlich des Letztem jedoch wird ein Misgriff 
gethan, indem er sehr oft mit seinem Bruder Gio. Simone Co- 
mande arbeitete, welcher einen unverkennbaren Beiscbmuck der- 
Venediger Schule hat, wo er gelernt hatte, so dass diesem, als dem 
gelchrtern, manche Arbeit des Andern beigelegt wird, Aber Ver- 
ständige können sie nicht verwechseln, auch nicht in den gemein- 
schaftlichen Arbeiten, wie dem hlsrtyrtbuux des Bartolomnleo in sei- 
ner Kirche, oder den morgenländiscluen Weisen in Basicö. Wer hier 
und in ähnlichen Bildern Polidoro von den Venezianern unter- 
scheiden kann, wird auch die Figuren beider Brüder unterscheiden 
und jedem das Seine gehen, 
Polidoro hatte Mariano und Antonello Riccib, Vater 
und Sohn, in seiner Schule: den Ersten, um seinen Styl, den er vom. 
friihern Meister F ra nco hatte, zu vertauschen; den Zweiten, um den 
Polidorischen sich vom Hause aus anzueignerl. Beiden gelang ihr 
Vorhaben; aber der Vater war ein so glücklicher Nacheiferer des 
neuen Meiters, dass seine tNei-ke unter des Meisters Namen zer- 
streut sind. So sagt die Geschichte; es mag aber wol nur von Kiiu. 
fen die Rede seyn, wo etwa. minder Kundige getäuscht wurden; denn 
wenn je ein Maler vollkommen nschzufälschen schwer ist, so ist es 
Polidoro da Caravaggio. Uebrigens kann man die Verglei- 
chung in Messina. selbst anstellen, in etlichen Kirchen, wie der der
	        
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