auf d. NeapuLßchule.
Zeitr. Einßuss Raff. u. Michel.
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Andrea unterrichtete viel Jünglinge, deren jedoch einige
auch andere Meister studirten und also nicht ganz bei seinen;
fit?
nardo ging 1499 von Mailand weg, als Raffael nur noch ein
hoffnungsvollerJüngling, und Coreggio kaum aus der Kindheit war.
Ich habe jedoch schon anderwärts bemerkt, dass die Geschichte der
Malerei von dergleichen Verstössen voll ist. Dieser Maler, heisst es,
gleicht dem; also war er sein Schüler, oder kannte ihn. Bei Luini
in der Mailändischen Schule komme ich darauf zurück und bemerke,
wie ein Lionardist fast nothwendig in eine Stylvertvandtschaft mit
Raffael übergehen musste. S0 erging es auch Alibrandi, der
jedoch auch mit Andern Aehnlichkeit hatte, o dass seine Bilder un_
ter mehrern Namen zerstreut sind, weil sie bald diesem, bald einem
andern ausgezeichneten Künstler ähnelten. In seiner Vaterstadt in
der Kirche der Candelora ist eine Reinigung Maria, ein Bild von 24
Sicil. Spannen, an Anmuth, Colorit, Perspective und was sonst das!
Auge bezaubern kann, ein hleisterstückl Polidoro ward so davon
ergriffen, dass er, um es unter einer Decke zu verwahren, in (louache
eine Kreuzabnahme malte und mit dieser treiilichen lliille es ehrte
und der Nachwelt erhielt. Girnlanio starb in der Pestzcit 152.4,
mit ihm andere berühmte Meister dieser Schule, welche einige Jahre
daniederlag, bis sie sich durch Poliduro zu neuen Ehren erlioh- L.
Es ist die Frage entstanden, 0b Raffncl selbst jemals in Neapel
war! Diejenigen, welche Raffaelßs Anwesenheit in Neapel behaup-
ten, berufen sich auf eine Stelle in Vasari Vile de? pi); ecceIIr-ulc
pizmri, sculiuri e arclrilrlti Trmw Qzzfnlu. 1792. Ausg. van Siena,
p. 9.77. Nachdem Vasari von dem Frescobilde, welches den Rück-
zug Attilafs vorstellt undlsich im Yaticaix zu Rom beiindet, gespro-
chexi hat, sagt er: In qucslo Iltcdesizzia tcmpo fece a Airrpoli um: la-
vnla, la Wgzmlc fu pnsm in S. Uuuzenica nella Capella (Im? e il Cro-
cffisso ein: pm-ld a San Ilmmuzsu (FAQIHINI). Dieses Gemälde ist das
sorgsam gemalte Bild, welches unter dem Namen der Madonna niit
dem Fische bekannt ist, und gegenwärtig im Besitz des Königs von
Spanien sich belindet. Wenn ltafvfael diese Bild zu Neapel malte
(fcce a 52411011"), so muss er sich geraume Zeit daselbst aufgehalten
haben; und dies ist, was Zweifel gegen die Meinung erregt, dass
Raffacl in Neapel war, weil die Arbeiten im Vatican damals seine
Gegenwart in Rum erforderten. Auch haben Andere an VasarPs
tVorten; Zur selben Zeit (Htcdcsinzu teuipo Anstoss gefunden, weil
kein Ding zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten seyn kann,
Raffael also auch nicht uln dieselbe Zeit in Rom und Neapel seyn
konnte. So wenig Werth nun auf solche Sylbentechereien zu legen
ist, so glaubten wir dies hier doch nicht ganz übergehen zu dürfen,
da jeder, selbst der kleinste Umstand, der Beziehung auf das Leben
eines Mannes, _wie Raffael, hat, den Verehrern desselben oft wich-
tig scheint. Halten wir uns mehr an den Sinn, als an die genaue
Bedeutung von VasarPs Worten, so ist diese Stelle wol so zu
deuten, dass die Madonna mit dem Fisch um die Zeit, in der er den
Attila malte, für die Kirche St. Domenico zu Neapel entstand, R. aber des-
halb nicht in Neapel selbst sich aufhielt. Gewöhnlich werden solche
Bedenklichkeiteu über einzelne Worte und Zahlen von Leuten erho-
ben, die sich zu keiner höhern Kunst und Lebensansicht erheben
können und daher am Kleinlichen haften. Wesentlicher als eine
kurze Anwesenheit BaffßeV s in Neapel, war es wol für die Kunst-