564
Unleritalien.
Viertes Buch.
Neapelische Schule.
di Salern o. Dieser, seitdem er Pictro's Bild im Dom ge-
sehen, von dessen Styl entzückt, machte sich, sobald er kann-
te, auf den Weg zu Perugino, um seine Schule zu besu-
chen. Als er aber, ich weiss nicht wo, einige Maler gespro-
eben, welche die von Baffael für Julius ll. gemalten Bilder
gesehen hatten, änderte er seinen Plan, begab sich nach Rom
und ward Schüler dieses grossen Meisters. Er blieb nicht
lange bei ihm; denn der Tod seines Vaters zwang ihn, im
Jahr 1513 wider seinen Willen heimzukehren; aber er war ein
neuer Mensch. Man erzählt, er habe in der Kirche della Pace
und im Vatican mit Raffael gemalt, und habe seine Bilder
gut copirt; seinen Styl wenigstens ahmte er gut nach. 1m
Vergleich mit seinen Mitschülern fliegt er zwar nicht so hoch,
als Giulio, übertrifft aber Raffaele del Colle und an-
dere dieses Schlags; er ist ein guter Zeichner, wählsam in
Zügen und Gebärden, etwas überladen in Schatten, hart in
den Muskeln, breit in den Falten der Gewänder und hat ein
noch immer frisches Colorit. Er arbeitete viel in Neapel, wie
das Verzeichnis seiner Bilder beweiset. Unter seine bessern
zählt man einige in S. Maria delle Grazie, ausser den du"
und anderwiirts ausgeführten Wandbildern, die als Wunder der
Kunst gepriesen werden, und jetzt grossentheils untergegangen
sind, Viel arbeitete er auch für seine Vaterstadt, für Gaeta,
und fast für das ganze Reich in Kirchen und für Privatsamm-
lungcn, wo man in der That sehr schöne Madonnen sieht I),
l) RaffaePs Styl fand auch in Siciiien Nachahmer. Zuerst be_
kannte sich zu ihm Salvo di Antonio, Antonellws Enkel,
von welchem in der Sacristei der Hauptkirche ein Uebergang U, L.
F. ganz in Raff. Style ist, wie der Geschiehtschreiher sagt; wiewot
S al vo nicht der sogenannte Raffa. ello di M essin a, sondern
Girolamo Alibrandi ist. Jetzt hören wir wunderbare Dinge
von ihm, den wir ilicbt einmal dem Namen nach kannten. Aus ei-
ner Bürger-Familie stammend, freiedei unterrichtet, trieb er statt des
Rechtes, wozu ihn die Aeltcrn bestimmten, die Malerei, und nßchdenl.
er den Grund in der Messiner Schule der A_ntonj gelegt, trieb er sein
Gebäude in Venedig höher hinauf, war Schüler Antouellow,
Freund Giurgionehi, Nachahmer des Besten an jedem Meister.
Nach vieljiihrigem Aufenthalt dasrlbst begab er sich nach Mailand in
VinCPu Schule, wo er eine gewisse Härte des Styls, weiche er mit
hingehracbt, ahlegte. Bis hiehcr ist kein Auslass in der Erzählung.
Nun heisst es aber weiter, in sein Vaterland zurückberufexl, wollte
er erat Coreggio und Raffael. sehen, und ging wieder um l5l4
nach Messina; dem widerspricht aber die Zeitrechnung; denn Iiio-