Erster
Zeitraum.
Die
Alten.
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Kehren wir jedoch zu Solario's Schülern zurück! Un-
ter dieser Menge war auch Niccola di Vito, welcher we-
gen seiner seltsamen Laune und eigenen Possenhaftigkeit der
Buffalmacco dieser Schule heisen kann, übrigens ein für
die Kunstgeschichte nicht anziehender Dutzendmaler. Simone
Papa fertigte kein grösseres Werk, welches man mit einem
des Meisters vergleichen könnte, sondern beschränkte sich auf
Altarbilder von wenigen nicht übel zusammengestellten, und
mit besonderm Fleiss gemalten Figuren, wo er denn manchmal
dem Zingaro gleichkam, wie in einem für die Kirche S.
Maria Nuova gemalten Michael. Eben dahin scheint Angin-
lillo di Roccadirame zu gehören, der in der Brigitten-
kirche diese Heilige darstellte, wie sie in einem Gesicht die
Geburt Christi anschaut; ein Bild, welches kaum Kenner von
dem Style des Meisters unterscheiden können! Bekannter und.
würdiger sind Pietro und Polito (Hippolyt) del Don-
zello, Angiolo Franc0's Stiefsülme, und Verwandte des
berühmten Baumeisters Giuliano da M ajano, von welchem
sie die Baukunst erlernten. Sie sind die ersten Maler der
Neaplei- Schule, welche Vasari erwähnt, ohne jedoch ihren
Meister, oder Geburtsort anzugeben, so vielmehr, das man sie
eher für Toscaner halten würde. Er sagt, dass, als Giuliano
widersprechenden Briefe entnehme ich gerade genug, wenn ich nicht
irre, sie zu hestättigen. Für's erste nämlich fällt damit das Vorge-
ben weg, die Uelmalerei sei aus Neapel gekommen, indem sich er-
giebt, dass Colantonio durch Vermittelung des König sie von
Flandern überkam. Ziveitens wird van Eyck hier nicht. genannt,
sondern nur die Malerei in Flandern, welches, wie bemerkt, früher
als Italien neue, zwar unvollkommene und minder richtige Verfah-
rungsweisen erfunden, die aber doch besser waren, als die Malerei
mit Wasserfarben; und wer weiss, ob die des Cnlantonio nicht
eine solche wßr. Drittens wird gesagt, er sei jung gestorben; ein
Umstand, welcher wol glauhlich macht, dass er schwerlich das Ge-
heimnis mittheilte. In der That weiss man nicht, dass er es seinem
Eidmn lehrte; wieviel weniger also einem Fremden? Viertens ergieht
sich alsu AntonelloNs nuthwendige Reise zu E yck, Vvelchgr
schon alt und nicht ohne Mühe ihm das Geheimnis mitlhcilte. Zu-
gegeben endlich, was Riilolfo als Augenzeuge, wie es scheint, m18
berichtet, das! Anton ello 1490 in Trevigi gemalt, und vms Vn-
sari sagt, dass er ilicht über 49 Jahr ulL geworden wie konnte er
denn Srhüler des Colnntonin seyn, der nach Düminici 14H
tarb"! Furchtsam trage ich iliese meine Bedenken über diese Lebens-
umstände vor, an welchen ich ehmals zweifelte, so dass ich Illam-hes
unentschieden lassen, hlaxiches mehr nach fremden, als meinen eige-
ncn Ansichten bestimmen musste. L.