Vorwort.
XIII!
ein miltelmässiger Maler kennt gewöhnlich die Kunstaus-
drücke, die Geschicklichkeit der Künstler seines Landes,
die zu wählenden Mulsier besser, als ein gewandter Kunst-
freund. Da indess Waler, welche ihre Leinwand bema"
len , selten
ben haben,
weder YVisscnschaft, noch Masse
so müssen sich wol Andere, mit
zu schrei-
ihrem Bei-
stande jedoch,
diesem
Geschäft
unterziehen 19).
Durch diese wechselseitige Unterstützung des Malers
und des Gelehrten, und umgekehrt, ist die Geschichte
der Kunst immer sehr gefördert worden; und über das'
Verdienst jedes vorzüglichen Meisters ist nach gerade so-
viel geschrieben worden, dass ein Gescbichtsehreiber füg-
lich und gehörig davon sprechen kann. Am Ineisten frei-
lich achte ich die Urtbeile, die unmittelbar von grossen
und walirhaften Künstlern herrühren. Die wenigen von
54.2.11
19) Des jüngern Plinius Wort (Er. 10 des ersten Buches): (16
pictore, sculplarc, fusore iudicare nfsi arhfbr nun polest, kann zwar
höchstens einige Feinheiten der Kunst betreffen, welche dem ungeübten
Auge unbemerkt bleiben. Denn übrigens steht nicht einzusehen, Wil-
rum uns erst ein Illaler zuflüstern müsse, was schöne, oder hässliche
Gestalt, natürliche, oder unwahre Färbung, Einheit, Einklang, und
Ausdruck, was Venezianer, oder Römischer Geschmack sey. WVsrüm
3011 denn nur des Künstlers Wort gelten? L. Mit allem Recht eifert
"der Vf. gegen diese Anmassung übermiithiger und aufgeblnsencr, 01'!
sehr mittelmässiger Künstler. Als ob nicht auch die Technik, wiewol
nicht ausgeübt, doch erlernt und zur Klarheit der Vorstellung von Je-
dem gebracht werden könnte! Ueber alles, was Forum und Gehalt,
Gedanke und dessen Vergliederung und "Verleiblichuxig, kurz was am
Ende Geist, eines Kunstwerkes heisst, hat der Künstler selbst oft
gerade am wenigsten Stimme. Er kann viel eher durch ungleichmäßige
Ausbildung technischer Fertigkeit bedingt, irrgeleitet und zu Verletzung
oder Verkennung des Schönen genöthigt werden. Das wahre Kunst-
urtheil ist ja nicht blass Wort, gegenüber der That, sondern vielmehr
die nur in den Geist, worin sie erst gebunden lag, als frei und cnt-
wickelt zurückgenommen Thst. Wl