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Ünteritnlien.
Viertes Buch. N eapelische Schule.
erhalten. Dominiei hat diese Erzählung zu Gunsten seines
Tommaso zu nützen nieht ermangelt. Er bemerkt, Cima-
bue würde, wenn er dem König Karl ein grosser Maler ge-
schienen hätte, nach Neapel eingeladen worden seyn; aber Kü-
nig Karl {hat es nicht, sondern liess Tommaso sogar in ei-
ner von ihm gestifteten Kirche malen; mithin hielt er ihn für
grösser, als Cimabue. Dieser Schluss jedoch entscheidet, Wie
Jeder sieht, nicht über das wahre Verdienst beider Maler. Dieg
müssen nur die übriggebliebenen Werke; und nach diesen ur.
theilte Marco von Siena, der Vater der Neapler Malerei, dass
Cimabue in grossartiger Behandlung den ,Vorzug haum
Tommaso blieb auch unter Carl II. in Ansehen, der ihn
eben auch brauchte, wie die Ersten der Stadt. Die Capelle
der Minutoli im Dom, die Boccaceio erwähnt, wurde von
ihm mit mehrern das Leiden U. H. darstellenden Gemälden ge-
schmückt. Tommasoßs Schüler war Filippo Tesauro,
der in der Kirche der heil. Restituta das Leben de Niccolö
Eremita malte, das einzige Wandgemälde, das sich von ihm bis
auf unsere Zeit erhalten! 6)
Gegen 1325 wurde Giotto von König Robert nach
Neapel eingeladen, um dort die Clarenkirche zu malen. E1.
that es auch, stellte evangelische Geschichten und apokalypti-
sche Geheimnisse dar, die ihm, wie zu VasarPs Zeit das
Gerücht lief, Dante einmal mitgetheilt haben sollte. Diese
Gemälde wurden um den Anfang dieses Jahrhunderts mit Weiss
ummalt, weil sie die Kirche verdunkelten; doch liess man ih..
nen ihr Wesentliches, ausser einem noch mehr geachteten B11-
de U. L. F. zubenannt der Huld, welches die Frömmigkeit
dieser edlen Nonnen für die Verehrung der Gläubigen aufbe-
i
6) Ueber diese ältesten Ncapolitanischen Künstler s. Vite dü pif.
lnri, svullnri ed arclzitrtli Napnlilani , man mm! dnte alla luce du
aumre alumw, sorflte (la Bernando de Douzenici Napolelana.
Napali 1742, Trmm I. Daraus, dass Carl von Anjou von Tom_
maso und nicht von Cimahue die Gemälde in der neuen Kirche
S. Auguiiin malen liess, kann man nicht mit Sicherheit chliesen,
dass Cnrl l. jenen Künstler diesem vm-zog. Vielleicht gab er dem
Nenpolitaner den Vorzug, weil er sich bei seinen neuen llnterthanen
beliebt machen wollte und ohnehin schon den fremden Baumeister
Giovanni Pinano berufen hatte, um das Castel nuovo zu bauen.
Vielleicht wollte auch Gimabue dem mit Corrndino"! Blut be-
flechten, neuen König nicht dienen. S. 4 obigen Buches. Q-