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Vorwort;
mich nicht darunter, wiederhole vielmehr: ich masse mir
nicht an, durch dies Werk einen Bilderkenner nach allen
seinen Theilen zu bilden; ich verhelfe nur dazu, dass,
man es leichter und schneller wird. Die Geschichte der
Malerei ist die Grundlage für den Kenner; ich suche Sie
ihm zusammenzutragen, damit er weniger Bücher, sie ihm
kurz zu geben, damit er weniger Zeit dazu bedürfe, und
sie ihm so zu ordnen, dass er sie jedesmal mehr ent-
wickelt bei Handen hat 18).
Endlich muss ich noch einigermassen von mir selbst,
und meinen Ürtheilen über jeden Maler Rechenschaft ge-
ben, da ich doch selbst keiner bin. Allerdings, wenn
Künstler selbst Fertigkeit, oder Musse genug hätten, was
sie wissen, niederzuschreiben, so würde jeder andere,
Schriftsteller vor ihnen die Segel streichen müssen. Schon
18) Zur Gemäldelrennerschaft gehört allerdings unendlich viel und
darum bleibt einem jeden noch viel in diesem Fache zu lernen übrig_
Die Eigenthümlichlceiten im Style und Colorit grosser Meister
prägen sich der Einbildungskrnft tief ein, ja selbst unbedeutenden:
Künstler Manieren bewahrt das Gedäclxtniss treu auf, so dass in der
Erinnerung die Werke eines Meisters, die wir gesehen haben, hervor-
treten, wenn wir ein uns bisher noch unbekanntes Werk von ihm
erblicken und auf dem Grade der Lebhaftigkeit, mit welchem wir durch
ein Bild an andere desselben Künstlers erinnert werden, beruht unsere
Bubjective Ueberzeugung von der Originalität desselben. Daher kommt
es, dass sich viele für grosse Kenner halten, wenn sie an der Origi-
nslität vieler Gemälde zweifeln, was aber sehr oft blass auf ihrem
schwachen Erinnerungsvermögen beruht.
-Die drittelrt der Merkmale, welche L an zi anführt und die in der
Kenritniss des Eigenthümlichen des Farbenauftrags und des Pillielilrischs
eines jeden Meisters besteht, lernt man nur dadurch kennen, dass man
selbst zu nialen versucht und mit eigenen Augen des Malers Bilder he-
trachtet. Jedoch möchte es in vielen Fällen unmöglich seyn, über die
Originalität nach der Pinlelführllng abzuurtheilen, ohne ßnerkannle
Originale zum Vergleich bei der Hand zu haben. Q.