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Driues
Buch.
Römische
Schule.
chen Stichen besser, als aus jedem Buche, kennen, schätzen
und zergliedern lernen. Indem nun _so die Hülfsmittel sich
gemehrt, die Bildung, die ehmals auf Wenige beschränkt war,
sich in alle bürgerliche Kreise verbreitet hat, nimmt die
Kunst, von Ehre und Interesse beseelt, einen neuen Schwung
und Stimmung. Der Brauch, die Gemälde vor einem Volke
auszustellen, welches den guten Gerechtigkeit wiederfahren
lässt, und die schlechten zuweilen durch Auszischen ver-
scheucht; die den Verdienstvollsten jedes Volks gegebenen
Belohnungen, begleitet von gelehrten Aufsätzen und Feier-
lichkeiten auf dem Capitol; der Glanz der heiligen Tempel,
wie er der Hauptstadt der Christenheit ziemt, der sich mit
den Künsten, und die Künste mit sich aufrecht erhält; die
cinträglichen Bestellungen in und ausserhalb der Stadt, die
Grossmuth Pius VL, des freisixmigen Beschützers der Kunst,
und. vieler Personen, die sie fördern 13); das stete Beispiel
der Fürsten, welche an diesem Stapelort Hofmaler und Vor-
steher von Akademieen suchen: dies Alles erhält die Künst-
ler und ihre Schulen in steter Bewegung und löbliehem
hVettstreit, und führt Schritt für Schritt die Kunst auf ihre
wahren Grundsätze zurück, zur Nachahmung der Natur und
zu den illustern der guten Alten. Fast jede Gattung, nicht
nur der Malerei, sondern der Künste, die unter ihr stehen,
kann sich hier löblich üben, llliniaturixialerei, Mosaik, 'I'ape-
tenweberei, Wachsmalerei 24). YVer die gegenwärtige Römi-
23) Die Bilder der Villa Pinciana, wo der Fürst Bnrghese so viele
trehliche Maler angestellt hat, sind ein Unternehmen, welches in der
Kunstgeschichte verewigt zu werden verdient. L.
24) Man sehe, was wir über die XVachsnmlerei bei der Schule von
Ferrara. sagen, wo diese Kunst durch Abt Requenu wieder heleht
wurde. ln der lliiinisclien Schule aber hat sie sich ausgebildet. Dort
wurde seit 1788 ein ganzes (Tabinet für die Kaiserin von Rllirhlülld
mit Vvaizhsfarhen gemalt und im Juniuhefte des Giurnale rIi Rumq
Nachricht davon gegeben. Hofrath Reifenstein hatte den Auftrag
dazu , und U io. und V i n c e n z iu A ng el 0 n i fertigten das Werk
nach Hunterbergers Zeiehnungren, Beide Künstler wurden vom
Abt Garcia della Huerta heaufsiehtiget, welcher Bequem)": ltlrlindung
durch seine Erfahrungen und seine Cuumzmlnrj rfclla pillura ab
causlica de! pßnncllr) bereichert und gefördert hat. Dies gelehrte
tVerk hat dem würdigelllff. einen lehenslängliehen Gehalt. von König
Karl IV. Ttifitilltlllt. L, Vergl. Goethe's liilit-l-wlulzlvirz. S.
302 11'. "Ä