T7orwort.
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gemeinsam ist, hat jeder wiederum einen, ihm ganz ei-
genthünniichen Zug der Hand und Pinselwurf, er zieht seine
Linien mehr oder minder krumm, mehr oder Ininder frei,
mehr oder minder gesucht. Daran nun erkennen und fühlen
die wahrhaft Erfahrenen nach mehrern Jahren , nach sorgfäl-
tiger Betrachtung aller Einzelheiten, heraus, dasshier dieser,
oder jener gemalt habe. Auch fürchten sie nicht einen
noch so trefflichen Ahbildner zu verkennen. Eine Zeit
lang wird er dem Vorbild nachkommen; aber nicht im-
mer wird er so frei, vielmehr meistens, zaghaft, knech-
tisch und angestrengt den Pinsel führen"; auf die Länge
wird er doch die Freiheit nicht verbergen können, womit
er seine und die fremde Wanier vermischt, vorzüglich in min-
derbeachteten Dingen, wie Haaren, Vorgrund, Ilinlergrund
S. Lellere pilt. T0. 2. l. 126. und T0. 4. l. 162. Manch-
mal helfen auch Beobachtungen über die Leinwand und
die
Erden ;
wesshalb
manche
die
Farben
chemisch
setzen,
11 III
hinter
die
vVahrlmeit
Zll
kommen.
Jede
lie-
mühung in einer so misslichen Sache, wie der Entschei-
dung über die Hand eines Meisters, ist löblich. Davon
hängt es ab, dass man etwas, das kaum zwei Goldstücke
werth ist, nicht mit zehn kauft; dass man nicht in aus-
gesuchte Sammlungen aufnimmt, was ihnen nicht Ehre
macht; dass man Yvissbegierigeir Kunde ertheilt, die
zu Wissenschaft führt, nicht Vorurtheile beibringt,
Welche Irrthiiiner erzeugen; wie doch häufig ge-
schieht. Ünd dies ganz natürlich! Ein Wahrer Kenner
ist noch seltner, als ein guter Maler. Dies ist eine Fer-
tigkeit für sich; man gelangt dazu durch andere Bemüh-
ungen, andere Beobachtungen; diese können nur Wenige
machen, noch Wenigere können es mit Nutzen. Ich zähle
an
T0
das XNunGCrbare
2, l. 1:26.
gfä]
Heldin wen"
(altern
L.
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