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Drittes Buch.
Rölnische
Schule.
Colorit verdankte er miindlichem Unterrichte ivenig, viel seinem
nngebornen Nachahmungtalent. In der Apostelkirche habe ich
ein Bild von ihm gesehen, das in dem obern 'l'heile U. L. F.
mit dem göttlichen Kinde vorstellt, auf dem untern fünf Hei-
lige, ein allegorisches Bild, wie man mir es erklärte, Welches
auf die Wahl Clemens XIV. anspielen soll. Er wurde mit der
Stimme des Card. Carlo Rezzonico und seines Anhangs gewählt
und wider Erwarten des P. lnneeenzio Buoniempi, der das
Bild bestellte, und nachher vom Papst zum Meister des Se-
raphischen Ordens, endlich zum päpstlichen Beichtvater beför-
dert wurde. Daher ist da der heil. clßlllßflS in der Mitte, der
ein heiliges Buch lieset; zur rechten der heil. Carl, der, seine
Gelehrsamkeit bewundernd, durch seine Gebürde sagen zu wol_
len scheint: der verdient Papst zu werden; und zuletzt der
heil. Papst lnnocenzio, der den P. Meister vorstellte und hier
nach Erfordernis seine Stelle dem Cardinal S. Carlo abtreten
musste. 'Aucl1 waren im Hintergrunde die Heil. Franeiscus
und Antonius in nicht ganzen Figuren angedeutet. Cades
nahm sich 'l'izian's Gemälde im Quirinal zum Vorbilde und
abmte es'in Zusammenstellung, wie Colorit, nach. Und in
letzterm in der That nur zu sehr, indem er auch das Braune
wiedergab, welches nicht Tizian, sondern die Zeit dem Bilde
verlieh; wcsshalb er sich denn damit verteixligte, dass er sagte,
das. Bild Sßllß in S. Franeesco zu Fabriano in ein sehr starkes
Licht gestellt werden, wo die Farben, wenn sie nicht tief ge-
halten wären, sich dem Auge des Beschauers misfiillig entge-
gengerlrärlgt haben würden. Ein [rrthum in der Perspeetive
war aber nicht wohl zu verteidigen, nämlich in der symboli.
sehen Figur des P. M. Innocenzio, der, indem er diese grosse
Erscheinung anstaunend zurücktritt, aus dem Gleichgewicht
fallen und rücklings hinstiirzen zu wollen scheint, aber nicht
stürzt, weil er gemalt ist. Andere Fehler im Colorit, im Costum,
Oder in den gemeinen Formen hat der Vf. der jllemo-rie im
und lll. Bde an andern Bildern von ihm gerügt. Da er aber
mit den Jahren an Ueherlegimg gewann und auf das Urtheil
des Puhlieums Aehlt gab, so besserte er sich immer mehr. Man
ßCllC in dem eben angeführten lll. Bande die Beschreibung sei-
"nes Werkes für die Villa Pinciana, dessen Gegenstand aus
Gio. Boccaccio genommen ist: die Anerkennung des Gr,