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Drittes
Buch.
Römische
Schule.
aufgeschlagen, Wenigen aber so erspriesslich gewesen ist, als
Batoni. Aus ihr nahm er die unglaubliche lliannichfaltigkeit
von Köpfen, Gesichtern, Schönheiten, die man zuweilen auch
an grossen Meistern vermisst, die das Ideale zu sehr lieben;
aus ihr die jedem Gegenstand angemessenste Bewegung und
Ausdruck. Uebcrzeixgt, das ein gewisses Feuer der Phantasie
nicht hinreicht, manche zarte Züge wiederzugeben, in welchen
das Erhabcne der Kunst besteht, stellte er keine Handlung
dar, die er nicht nach Wahrheit und Natur aufgefasst hatte.
Aus der Natur nahm er die ersten Urbilder der Bewegung,
aus ihr copirte er jeden Theil der Figuren; nach Modellen
passte er ihnen die Kleider und die Falten an; dann verschönte,
vollendete und belebte er Alles mit dem ihm eigenen Colorit;
dies ist reinlich, lebhaft, leuchtend und halt sich, wie seine
Heiligen in S. Gregorio beweisen, nach vielen Jahren noch
frisch. Hierin hatte er nicht sowol eine Kunst, als eine Gabe;
er spielte mit dem Pinsel; jeder Weg war ihm sicher; er trug
bald dick, bald leicht auf, bald endete er alles mit Strichen;
manchmal löste er seine ganze Arbeit wieder auf und gab ihr
die nöthige Kraft mit einer Linie m). Wiewol er kein wis-
senschaftlicher Mann war, erschien er doch im Grossartigen,
und noch mehr im Gefälligen dichterisch. Nur ein Beispid
hiervon! Als er in einem Bilde, das seine Erben besitzen,
die Sorgen eines Mädchens (larstcllen wollte, malte cr sie in
leichtem Schlummer, um sie her zwei Liebesgötter, die ihr köst-
liche Steine und prächtige Kleider zeigen, und nüher einen
dritten mit etlichen Pfeilen; über welche Gesichle sie träiumend
sich zu freuen und zu lächeln scheint. Solcher Poesien, und
auch geschichtlicher Gemälde sind viele in Privathiiusern und
an inehrern europäischen Höfen, von welchen er beständig Äui;
träge erhielt.
In Bildnissen war er vorzüglich; drei Päpste verlangten
dergleichen von ihm, Bencdict XlV.., Clemens Xlll. und Pius
VL; ferner auch Kaiser Joseph und sein Bruder und Thron-
folger Leopold lL, der "Grossherzog von Moscau, seine königliche
di P. Balani p. 66, wd von dieser Meisterschaft
von seinen übrigen Vorzügen meisterhaft gehandelt
L.
20T S. Elugio
"des Pinseln, wie
wird,