Fünfter
Zeitraum.
Cortonistän.
Maratta
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Maler durch Philosophie, jener wnr es von Natur. Batoni
hatte einen natürlichen Geschmack, der ihn zum Schönen führ-
te, ohne dass er es merkte; Mengs gelangte durch Reflexion
und Studium dazu; dem Batoni wurden, wie dem Apelles,
die Geschenke der Huldgöttinnen zu Theil, Mengscn, wie
dem Protogenes, die höchsten Strebungen der Kunst. Viel-
leicht war der Erste mehr Maler, als Philosoph, der Zweite
mehr Philosoph, als Maler; dieser vielleicht erhabener in der
Kunst, aber gemacht; Batoni minder tief, aber natürlich.
Damit soll nicht behauptet werden, die Natur sei Mengsen
urjold gewesen, oder dem Batoni habe in der Malerei die
nöthige Ueberlegung gefehlt u. s. w." In der That, kann man
von einem Maler mit Recht sagen, er sei ein geborner Maler,
so ist es Batoni. in seinem Geburtsort lernte er bloss die
Anfangsgründe der Kunst, und einer meiner darüber befragten
Freunde schreibt mir, Brugieri, ein anderer, Lßmhgydi
hahe ihn unterrichtet, wie schon früher bemerkt worden. Viel-
leicht lernte er bei Beiden. Als er jung nach Rom kam, be-
suchte er keine Schule, studirte und copirte unermüdlich Raf_
fael und die Alten, und lernte so das grosse Geheimnis, die
Natur wahr und mit Auswahl darzustellen m),
Die Natur ist das ungeheuere Zeichnenbuch, das vor Allen
19) Wir haben schon bei einer andern Gelegenheit Mengsenl Kunst-
grundsätze erwogen und wollen hier nur noch in Kürze das Erheb-
lichste andeuten. Einerseits ist es allerdings zu loben , dass Mengs
auf Muster, wie Raffael, Tizian, Coreggio und die Antike
verwies und so den verirrten Geschmack von herrschend gewurdgngn
Manieren ah- und auf Besseres hinlenkte; allein andererseits führt
Nachahmung auch des Beslen wieder zur Manier und so war der Nutzen
ininn-r nur negativ, indem dadurch Cilrßvßggiuw "i'd C0110-
na's leichtfertige Weisen abgelehnt wurde", ohne dass 91W!!! GB-
diegene an die Stelle trat. Ja, hlengsensAhsicht, die Verdienste ver.
sehiedener grosser Meister in Eins zusammenschmellen zu wollen,
zeigt olfenbar ein Migverstehen des Wesens alles Grossen und Herr-
liehen in seiner Art; denn in Zeichnung, Culnrit, Ausdruck, Cum-
pusitinn und Slyl eines grossen Künstlers ist ein ullzertrennlicher
Zugnmmenhnng, da. alles dies Resultat des Charakters eines gfQQSen
Geistes ist und also fremdartige Elemente sich mischen sollen, wenn
man nach niehrern Meistern diese Beslandtheile eines Kunstwerks
in einem neuen Vlierlce zu vereinen strehl, hlengsens ausführliche
Lehenshencl:reihung s. in Antonio Rrzffarlln llfengs 011211!
pubblicnte da! Cnv. rlläzrlrzz, edfz. aumentala da]! Avvo. (Jnrln Fea.
Rrmm 1787. Die klarsten Urtheile über hlengf in Goethe's
UTnclrehnzzlln und Sein Jahrhundert.
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