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Drittes
Bulch.
Römische
Schule.
Wegweisers Meisterwerke de Anastasi nennt. Camillo
Scacciani aus Pesaro, genannt Carbone, lebte im Anfange
dieses Zeitraums, und war Caraccist, der in die neue Zeit
sich hinneigt. Von ihm ist ein heil. Andrea Avcllino im Dom
von Pesaro; das übrige in Privatsammlungen. Und soviel
über einige Ausgewählte, wobei ich die Lebenden stets über-
gebe! w).
Besondere, nicht blos beiläufige Erwähnung verdienen drei
nach einander unter Pius Vl. gestorbene Künstler, und mit ih-
neu will ich die Reihe der Figurenmaler des fünften Zeitraums
schliessen. Ich beginne mit dem Ritter Raffael Mengs n),
mit welchem unsere Nachkommen vielleicht einen neuen glück-
lichern Zeitraum der Malerei anfangen werden. Ein Süchse
von Geburt"), kam er als Kind mit seinem Vater, einem ver.
Ständigen Miniaturmaler und genauen, bestimmten Zeichner,
nach Rom. Nachdem er den Sohn in diesem Geschmack er-
zogen, übte er ihn im Zeichnen der Figuren RaffaePs, um]
straftc jeden Fehler mit einer unglaublichen Strenge, edel:
vielmehr Unmenschlichkeit durch Schläge und Hunger. So
zum Vollkommnen gezwungen und von einem Forscherdrange,
es gründlich zu erkennen, geleitet, war er nach und nach im
Stande, Winclcelmazzn wichtige Aufschlüsse für seine Kunst-
10) Franc, Appiani aus Ancona, Magattavs Schüler, der in
diesen letzten Jahren starb, ward in der frühem Ausgabe nicht er.
wähnt, verdient es aber in dieser. Er studirte lange in Rom zur-
Zeit, als Ben efial, Trevisani, Conca, Mancini dort blühten,
und durch ihre (besonders des Letztem) Freundschaft bildete er
sich" seinen sanften harmonischen Styl, wovon eine Probe hier in
S. Sisto Vecchio ist, der Tod des heil. Domenicus auf Kalk, auf
Befehl Benedict Xlll. gemalt, wofür er eine goldene Denkmüllze er-
hielt. Er ging später nach Perugia, ward daselbst Bürger und ar-
heitete unermüdet bis in sein 90. Jahr; eine nach Tizian fast ein-
zige Rüstigkeit in der Mnlergeschichte! Perugia hat eine Menge Bil-
der von ihm in jeder Art, und die gepriesenten hat die Peterskirche
der Cassinenser, die des heil. Thomas und des Monte Corona. Mit
andern großräumigen Gemälden schmückte er die Franciscanerkirche
und die Decke der Cnthedrale, wo er auch Carloni's Freiheit und
Compusition nachahmte. Von ihm und einem Bilde in einer Kirche
des Masaccio wird rühmlich gesprochen in den Antich. Picene
(T. XX. p. 159). Er malte auch viel für England, L.
11) Vgl. Goethe's Winckelznann. S. 273 ff. W
12) Eigentlich nur von Erziehung; denn er ward auf einer [leise
zu Ausig in Böhmen geboren. Q-