Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

Fünfter 
Zeitraum. 
Cortonisten. 
Maratta 
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nicht hinlänglich verstanden erscheinen lässt und die Figuren 
zuweilen minder schlank macht. Auch in dem Haupteinklang 
der Farben brachte er etwas Undurchsichtiges auf die Bahn, 
woran Einige die Marattisten hauptsächlich erkennenwollen. 
Und in der That war seine Kunst, das Hauptlicht auf einen 
Gegenstand zu sammeln, wogegen er die übrigen Lichter et- 
was zu tief hielt. Aber seine Anhänger trieben, wie es zu 
gehen pflegt, diesen Grundsatz zu weit und verfielen zuweilen 
am Ende in eine Art von Umnebelung. 
Obwol selten, malte er doch auch einige ungewöhnlich 
grosse Bilder, wie den heil. Karl in'seiner Kirche al Corso, 
die Taufe Christi in der Karthause, die für die Peterskirche 
als Mosaik ausgeführt ward. Die übrigen Bilder sind meistens 
kleiner auf Leinwand, viele in Rom, darunter der so liebliche 
heil. Stanislaus Kostka am Altar, wo seine Asche aufbewahrt 
ist; nicht wenige auch ausserhalb Roms, wie der heil. Andrea 
Corsini in der Capelle des erl. Hauses in Florenz; der heil. 
Franz von Sales bei den Philippincrn in Forli; eines "seiner 
überdachtcsten Werke! Er arbeitete viel für fürstliche und Pri- 
vatgallerien. Keine Fürstengallerie in Rom ist ohne einige 
Bilder von ihm, insbesondere die der Albani, deren Hause er 
sehr ergeben war. Im Kirchenstaate sieht man ihn nicht sel- 
ten.' Merkwürdig ist sein Nachbiid der Schlacht des Constan- 
tin bei den HH. lliancinforti in Ancona. Er schlug diese ihm 
angetragene Arbeit einem seiner iiltern Schüler vor, der sie 
aber ablehnte; desshalb übernahm er ie und ergriff, als er sie 
ausstellte, die Gelegenheit, die jüngeren zu ermahnen, dass das 
Copiren solcher Meister auch vollendeten Künstlern nützlich 
sei. Er bildete auch eine seiner Töchter zur Malerin, deren 
Bildnis als Malerin, von ihr selbst gefertigt, in der Gallerie Con- 
sini zu Rom vorhanden ist 4). 
4) Vfie auf einem fruchtbaren, aber vernachlässigten Boden üppi- 
ges Unkraut wucbernd aufscbiesst, so verbreiteten sich die Corto- 
nisten zu jener Zeit und bedeckten mit ihren leichten Malereien 
gLOsse Räume in den Hiiusern der Reichen. 'Es ist also als ein Glück 
zu betrachten, dass Marntti diesem Unfug wenigstens mittelbar 
Einhalt tbat, wenn es ihm auch an eigner Kraft fehlte, die Kunst zur. 
erheben. Sein milder Geist und die Lieblichkeit Seiner Bilder hemmte 
denn doch die Ausschweifungen in der Kunst, wenn sie auch nicht 
durch ihn gefördert werden konnte, da er etwas Schwäc-hliches und
	        
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